Mit
Exercyle nach nach Neustadt an der Ostsee - Dem Wetterbericht getrotzt
Regen hatte der Wetterbericht angesagt. Den haben wir
dann auch vor Großensee ca. zehn Minuten lang abbekommen. Ebenso schnell war
alles wieder trocken und es wurde eine tolle Karfreitags-Tour mit sechs Leuten von
Hamburg-Oldenfelde nach Neustadt an der Ostsee.
120 Kilometer lang führte uns Stephan Blanquett von
der Firma Exercycle Radsportreisen über herrliche Nebenstraßen zum Ziel. Auf
die Route wäre ich allein niemals gekommen, weil sie nicht dem direkten Weg
folgte. Wir fuhren meisten mit um die 25, aber auch bis zu 30 km/h.
Entspannt ging es pünktlich um halb elf los. Wir
waren zu sechst. Neben meinem Schulfreund Matthias Meyer waren Andreas
Brummermann, Pitt Schmidt und Uwe Krabbe dabei. Uwe ist
Stephans bester Kunde. Er fährt nahezu jede Tour mit. Er ist Geschäftsführer
der LAN Consult Hamburg und der
Sponsor, ohne den eine Radsportreisen-Firma in dieser Qualität in
Norddeutschland wohl niemals entstanden wäre.
Uwe berichtet mir begeistert von den Radtouren durch
Südafrika. Dort sind mehr Rennradfahrer unterwegs als auf Mallorca. Die
Südafrikaner sind ein ausdauersportverrücktes Volk. So ist es auch zu
erklären, warum mit dort Cape Argus Pick 'n Pay Cycle Tour in Kapstadt die
größte Radsportveranstaltung der Welt stattfindet, mit über 30.000
Teilnehmern.
Vor Großensee setzte Regen ein. Ich fragte mich, wozu
mein Mädel mehrmals täglich den Wetterbericht anschaut, wenn dies das Wetter
dann doch nicht positiv beeinflusst. Zum Glück war nach zehn Minuten alles
vorbei, blieb dann bis zum Ende trocken. Wie so oft im Norden gesellte sich der
Wind als Trainingspartner hinzu, kam meist von schräg, selten von vorn oder
hinten.
Viele Straßen der Stormarnschen
Schweiz sind mir von den in der Umgebung startenden RTF bekannt, der von Stephan gewählte Weg
war mir allerdings neu. Überhaupt hatte er einen ungewöhnlichen Weg
gewählt. Statt direkt nordöstlich nach Neustadt zu fahren, fuhren wir erst
südöstlich, um dann steil gen Norden zu ziehen und in einem Bogen nach Osten
auf die Ostsee zu stoßen. Die Route war erstklassig. Nur einen einzigen
Kilometer fuhren wir auf einer belebten Hauptstraße, wofür Stephan sich gar
entschuldigte.
Stephan war die Route bestens bekannt. Ohne auch nur
einmal in eine Karte zu schauen fuhr er sie vor uns ab, kündigte Steigungen an
und wies uns auf Gefahrenstellen hin.
Bei Kilometer 56 in Reinfeld hatte der erste eine
Panne, später ein zweiter. Wir nutzten die Reparatur für eine kurze Pause. Eigentlich war die für
Kilometer 60 angesagt worden. In etwa auf der Höhe fuhren wir dann an einem
einladend aussehenden Ausflugslokal vorbei. Zog uns Stephan etwa die Panne von
unserem Pausenkonto ab? Nein, etwas über zehn Kilometer weiter in der
südlichen Seenplatte der Holsteinischen Schweiz steuerte er
zielgerichtet den Pronstorfer Krug an.
Das war eine gute Entscheidung. Schon der Anblick des
und der Duft im Lokal ließen keinen Zweifel daran, dass hier alles hervorragend
schmecken wird. Wir wurden trotz
unserer nicht gerade bürgerlichen Kostümierung freundlich bedient. Von den
vier angebotenen Gemüsesuppen wählte ich die Spargelcremesuppe. Sie kostete 3,60, schmeckte aber nach fünf und mehr
Euro.
Wir
waren dort um die Mittagszeit angekommen. Eigentlich zu früh für ein Stück
Kuchen. Kein Problem. Man improvisierte für uns eine Kuchenkarte auf einem
Zettel. Darauf standen zum Beispiel Leckereien wie eine Sahne-Kirsch-Torte mit
Eierlikör und Sahne-Yoghurt-Orangen-Torte. Die Kuchenstücke vom Blech waren
nach Angaben meiner Tischnachbarn ebenso lecker wie üppig. Na klar, so ein
Stück hab ich mir dann auch gegönnt.
Seit diesem Tag weiß ich, wozu Look seine
Pedalplatten mit Abdeckkappen ausliefert. Das sind "Leisetreter", mit
denen man mit Rennradschuhen über einen gefliesten Fußboden eines Restaurants
schreiten kann, ohne das sich alle nach einem umdrehen.
Weiter ging es durch als hügelig bekannte die
Holsteinische Schweiz, zunächst vorbei am Warder See. Ich empfand aber nur einen langgezogenen Anstieg als
wirklich anstrengend. Es war der einzige Punkt, an dem sich unser
"Feld" etwas auseinander zog. Ansonsten fuhren wir konstant zusammen.
Wäre unsere Leistungsfähigkeit unterschiedlicher ausgefallen, wäre auch das
kein Problem gewesen. Von meiner Trainingsrunde mit Exercycle nach Mölln weiß
ich, dass Stephan auch mit heterogenen Gruppen umzugehen versteht.
Bei
Kilometer 86 stellten sich bei Matthias und mir erste Verschleißerscheinungen
ein. Ob unsere Beine wohl durchhalten würden? Ja, sie haben. Es war wohl nur ein
Zwischentief, dass wir beide überwunden haben. Nun wurde es auch etwas wärmer
und ab und zu lugte die Sonne hervor. Anfangs hatten meine Füße in meinen ungefütterten Überschuhen
gefroren, nun streifte ich die Ärmel von meiner Jacke
ab.
Gleich am Ortseingang von Neustadt auf dem Parkplatz
vor Lidl erwartete uns Malte mit dem Tourbus und dem Fahrradanhänger. Wir waren
dort zwar bereits in Neustadt, aber noch nicht an der Ostsee. Ohne ein Stück Fisch im Magen
mochte ich nicht heimfahren. Zum Glück sahen die anderen das auch so.
Wer wollte, konnte mit dem Bus zum Hafen fahren, die
meisten wählten das Rad. Zu viert fuhren wir noch vom Hafen aus raus bis zur
Seebrücke. Wir bewegten uns langsam und vorsichtig mit unseren
Schmalspurrädern auf dem Fußweg, weil der Rad- ein Sandweg war.
Der eine wollte ein Bier, der andere Bratkartoffeln,
ich ein Fischbrötchen. Lasst uns in Klüver 's Brauhaus gehen, da gibt 's alles,
entschied Stephan und erwies sich erneut nicht nur als guter Radtouren-, sondern
auch Restaurantführer. Es gab selbstgebrautes Bier
in vier Sorten, dazu zum Beispiel Fischfilet mit Bratkartoffeln und Fischbrötchen zu
erschwinglichen Preisen. Das dunkle Bier vom Fass war so lecker, dass zwei Leute
sich gleich noch ein zweites bestellten.
Die Räder waren schnell im Hänger verstaut. Der ist
eigentlich zum Transport für zwei Motorräder gedacht gewesen, kann nach dem
Umbau zwölf Rennräder aufnehmen. Die Vorderreifen werden in Taschen verstaut
und die Räder mit der Gabel am Boden festgeschraubt.
Um halb acht kamen wir wieder in Oldenfelde an. Zwei
Stunden später als geplant. Niemand war böse darüber. Im Gegenteil. Danke
Stephan, danke auch Andreas, Matthias, Pitt und Uwe für diesen schönen Tag mit Euch.
Du kannst diese Tour ebenfalls fahren. Exercycle
bietet sie mehrmals im Jahr an. Die Südafrika-Tour ist sicherlich noch
schöner...
Foto oben rechts: Stephan Blanquett
Mehr Bilder von der Tour findet Du hier
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