Radtour
rund um Kampen
Watt, Dünen, Heide und noch viel Meer
Breiter
Meeresstrand, Brandung, dramatischer Wolkenhimmel, rotes und weißes Kliff, zig Meter hohe Dünen, saftig
grüne Wiesen, malerische Heidefelder, einsame Salzwiesen und den Blick
auf das Wattenmeer, dies alles verteilt auf sechs Naturschutzgebiete - was
sich wie die Zutaten für eine Tagestour auf Sylt liest, kann man auf
einer Radtour rund um Kampen auf einer Strecke von weniger als 15 Kilometern
Länge erleben! Routen für Radtouren auf Sylt gibt es viele. Dieses ist
für uns die Schönste. Wir
starten unsere Tour zum Beispiel in Wenningstedt am Radweg zwischen
Westerland und Kampen. In Höhe der Straße Grenzring zweigt ein Radweg
über die Landstraße nach Sylt-Ost ab. Auf der Brücke hat man einen
schönen Ausblick auf Heide im Osten, dahinter auf die Kirche Sankt
Severin in Keitum und auf den Flughafen. Richtung Norden blickt man auf
Wiesen und den weißen Leuchtturm Rotes Kliff, den wir im weiten Bogen
umfahren werden.
Wir
folgen dem Radweg bis zum Ende an der Straße zwischen Braderup und Keitum. Wir folgen ein kurzes Stück der Straße Richtung nach links auf
dem daneben verlaufenden Radweg am Naturzentrum Braderup vorbei und biegen
dann rechts in die Straße Üp de Hiir ein. Links
und recht gibt es schöne alte Friesenhäuser zu bewundern. Wo die
Ringstraße nach links abknickt führt ein Sandweg zum Naturschutzgebiet
Weißes Kliff. Am Kliff ist Radfahren verboten. Wir lassen unsere Räder
stehen und gehen die wenigen Meter zum Kliff. Dieses Gebiet heißt so,
weil die Küste steil abbricht und darunter weißer Sand zum Vorschein
kommt.
Wir folgen
nun weiter der Ringstraße an tollen Villen vorbei bis rechts ein Weg
hinab in das Naturschutzgebiet Braderuper Heide führt. Insbesondere auf
dem ersten hoch gelegenen Teil des Weges hat man einen berauschenden
Ausblick auf die Heide und das Wattenmeer. Diesen Weg bin ich mindestens
schon zwanzig Mal entlang gefahren. Bedingt durch das Wetter, die Tages-
und Jahreszeit sowie dem Tiedestand scheint die Gegend jedes Mal anders
auszusehen. Am besten gefällt es mir hier während der Heideblütezeit,
bei Ebbe und in der Abendsonne. Am liebsten alles zusammen.
Auch
bei Flut sind im Wasser die Reste eines Bootswracks zu erkennen. Es ist
ein beliebter Sitzplatz für zahlreiche Seevögel. Vom Radweg aus führen
zwei Fußweg in Richtung des Wracks. Man sollte sein Rad dorthin schieben
und am Watt ein wenig verweilen. Man kann auch einige Schritte ins Watt
gehen, sollte aber dabei die Tiere nicht stören. Ich sah auch einen
Jogger, der sich seiner Sachen entledigte, ein kurzes Bad nahm und dann
seinen Lauf fortsetzte. Der
Rad- und Wanderweg führt uns durch Heide und Salzwiesen. Salzwiesen
heißen so, weil sie nicht eingedeicht sind und deshalb bei Sturmfluten
von Meerwasser überspült werden. Selbst an einem Sonntagnachmittag kann
es einem passieren, dass man rundum niemanden sieht, sich einen Moment
allein wähnen kann. Am liebsten fahre ich die Strecke allerdings in der
Woche, spät abends außerhalb der Sommermonate. Dann ist Chance sich
allein mit der Natur fühlen zu können erheblich größer.
Dieses
Gebiet sieht nicht nur malerisch aus, es wird auch auf gemalt. Oft habe
ich Leute getroffen, die hier den praktisches Teil ihres Malkurses
absolvierten. Am
Ende des Weges macht man einen kurzen Schlenker nach links um dann gleich
wieder rechts dem Weg zu folgen. Nun befinden wir uns im
Landschaftsschutzgebiet Süd-Ost-Heide Kampen. Nach fünfhundert Metern
fährt man durch den Fennen-Weg, dem wir rechts in das Naturschutzgebiet
Nielönn folgen.
Wem
der Sinn nach einem Pott Kaffee, Tee, Kakao oder einem Stück Kuchen
steht, sollte einen Abstecher zur Kupferkanne machen, links in dem
Wiesenweg einbiegen, dann links dem Quellen-Weg und erneut links dem
Osterheide-Weg folgen und dann rechts zum Café rauf fahren. Die
Kupferkanne ist ein auf einem Hügel am Watt gelegenes Gartencafé, wo man
windgeschützt zwischen Büschen den Blick auf 's Wattenmeer genießen
kann. Die Preise sind zwar relativ hoch, das Preis-/Leistungsverhältnis
ist trotzdem gut. Die Portionen waren groß und der Kuchen und der Kakao einfach lecker.
Unser
Weg führt uns fast einen Kilometer entlang dem rechts liegenden, aus
Salzwiesen bestehenden Naturschutzgebiet. Hinter den Salzwiesen erheben
sich die Dünen des Naturschutzgebietes Nord/Sylt. Hinter
dem Hang zur Linken liegt Kampen. Wohl nahezu alle Villen an diesem Hang
werden zweistellige Millionenbeträge kosten, so sie denn überhaupt zum
Verkauf stehen. Im Gegensatz zu Wohngebieten reicher Leute in einigen
anderen Ländern ist man hier trotzdem willkommen. Keine kläffenden
Hunde, keine Warnschilder, keine Wachleute versuchen einen auf Distanz zu
halten. Wenn man auf einen Eigentümer trifft, sollte man ihn einfach
freundlich grüßen, die tun dies nämlich auch. Wer
tolle Villen mag, sollte ein wenig durch Kampen fahren. Ich stehen noch
mehr auf Natur, folge am Ende des Naturschutzgebietes kurz der Lister
Straße nach links, quere diese dann rüber in das Naturschutzgebiet
Dünenlandschaft auf dem Roten Kliff. Nach hundertfünfzig Metern folgen
wir rechts dem Sandweg durch die Heide zum Haus Kliffende.
Von
hier kann man zu Fuß zum restaurierten Leuchtturm Rotes Kliff laufen oder runter
zum Strand gehen, sich sonnen oder im Meer baden. Am besten tut man dies
wenn ein steifer Westwind weht. Dann brandet das Meer bei Ebbe und Flut
lautstark an. Ich liebe es, der Brandung zu lauschen, noch besser ist ein
Bad in ihr. Wir
folgen nun der Straße zur Sturmhaube. Vor uns steht an der Südseite der
Kurgaststraße in Reih und Glied ein scheußliches Häuserensemble. Dessen
Architektur scheint mir aus einem Mix aus friesischen Stilelementen mit
denen der in den dreißiger Jahren erbauten Kasernen entstanden zu sein. Viele
Leute meinen, Kampen wegen dem Schicki-Micki und der Schickeria meiden zu
müssen. Davon haben wir aber bisher gar nichts gesehen. Wer mag, sollte
sich einen kurzen Blick durch das Fenster auf die Snobs im Restaurants des
piekfeinen Hotel Rungholt gönnen. Belustigt hat mich dabei der Gedanke,
dass deren Gehabe wie bei allen Erwachsenen dadurch entstand, dass sie den
Dreijährigen in sich kultiviert haben.
Wer
nun Lust darauf verspürt, sich nach der Upperclass auch noch die Schickeria anzuschauen, sollte
einen Abstecher zur sogenannten Whiskystraße, dem Strön-Wai machen. Sie verläuft im Ort
südlich parallel zur Kurgaststraße.
Besonders beeindruckend fand ich den Tisch mit den nach Größe sortierten
Champagnerflaschen im Garten des Gogärtchen am Ende der Straße. Deutlich
preiswerter ist es, das bunte Treiben bei einer Tasse Kaffee von den vorm
Selbstbedienungsrestaurant Odin ("Das kleine Leysieffer")
stehenden Tischen aus zu beobachten.
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