MTB-Wochenende
im Harz - Eingewöhnung am ersten Tag
Puls
160. Der Anstieg scheint kein Ende zu haben. Puls 170. Spätestens bei 175
sollte ich absteigen. Puls 180. Es hat keinen Sinn mehr. Ich beginne mein
Rad zu schieben. Obwohl die anderen noch fahren, kommen sie kaum schneller
voran und die Disziplin Mountainbike-Schieben ist auf diesem steilen Weg
so anstrengend, dass mein Puls bis zum Scheitelpunkt nicht unter 160
fällt.
Würde
mit dem Mountainbike zu fahren nur aus solchen Anstiegen bestehen, ich würde wohl schnell
den Spaß daran verlieren. Aber bei unseren Wochenendfahrt durch den Harz
sind wir auch viele wunderschöne Wege langgefahren, haben die Aussicht
von einigen Bergen aus genossen und berauschende Abfahrten erlebt.
Ausgangspunkt
war die Pension Waldfrieden in Bad Lauterberg. Der
Vermieter ist selbst Mountainbiker und steckt voller guter Ideen, wie man
diese Sportart im Südharz etablieren könnte. Außer einem Garagenplatz
für unsere Räder und kostenlosem Auffüllen unserer Trinkrucksäcke
hatten wir nicht viel davon.
Wir
hatten ein Wochenend-Arrengement gebucht und uns sehr darauf gefreut, dass
uns ein Guide durch die Bergwelt führen würde. Jörg hatte sich aber mit
dem Vermieter missverstanden, meinte, dass wir selbstverständlich am Samstag mit dem Guide auf große Tour gehen
würden. Fassungslos nahmen wir zur Kenntnis, dass uns der Führer am
Sonntag zur Verfügung stehen würde. Darauf haben wir dann verzichtet,
sind lieber morgens mit den Autos ein Stück zurück in Richtung Norden
gefahren um dann mit unseren Rädern den Brocken zu erklimmen.
Auf einem der Bilder sieht man Jörg auf der
Fotokopie einer Karte nach dem Weg suchen. Das würde heutzutage ganz
anders ablaufen. Auf einen Führer würden wir gänzlich verzichten, weil
es nun z. B. 47 ausgeschilderte Routen gibt, die samt Karte in einem Buch beschrieben stehen und weil wir neuerdings
unsere Routen am PC planen und auf unser GPS-Gerät übertragen können.
Der
Einladung unserer Betriebssportgruppe zu der Wochenendtour waren außer
mir Jörg Pape, Niels "The Mad Muddy Mountain Man" Sander, Maik Rotermund und Stephan Niebuhr gefolgt.
Am Freitagabend sind wir zum eingewöhnen eine 15 Kilometer lange Tour zum
536 Meter hoch gelegenen Bismarckturm gefahren.
Die Tage zuvor hatte es
immer wieder stark geregnet und auf dem Brocken war es morgens drei Grad
kalt. Ich hatte mich total auf kalte Luft, Wasser von oben und Matsch von
unten eingestellt. Zwei lange Hosen statt einer kurzen hatte ich im
Gepäck dabei. Letztere hätte ich aber gut gebrauchen können, denn im
Harz schien die Sonne.
Wie
so oft hätte ich mir zu Hause mehr Zeit für die Vorbereitung des Rades
nehmen sollen. Die Bremsbeläge waren runter und wie man den Luftdämpfer
so einstellt, dass er nicht die Luft samt Öl ablässt, habe ich erst
hinterher erfahren. Wohl jeder von uns hatte nach dem Wochenende eine
Liste im Kopf, was er an seinem Rad alles ändern möchte. Ich wünschte
mir die Rohloff-Schaltung und hydraulischen Felgenbremsen meines
Trekkingbikes auch an mein Mountainbike.
Niels
fuhr erstmals auf Reifen der Sorte Schwalbe Fat Albert. Die sind mit 60 mm
so breit, dass an seinem Rad im ersten Gang die Kette und der Umwerfer an
ihnen schleifte. Den Umwerfer haben wir etwas versetzt und den Reifen hat
Niels mit einem Seitenschneider die rechten äußeren Noppen
abgeschnitten. Leider genügte auch das nicht um die Kette frei laufen zu
lassen.
Gestaunt habe ich wieder über Stephan Niebuhr, der mit einem
vollgefederten Low-Budget-Rad der 20-Kilo-Klasse voran fuhr. Unsere Tour
zeigte allerdings auch, dass die daran verbauten Komponenten eher für Fahrten
zum Brötchenholen geeignet sind. Von einem SPD-Pedal brach ein
Cleathaken ab und die einfache RST-Gabel fing zu bocken an. Jörg fuhr
sich eine ständig größer werdende Acht ins Hinterrad. Ansonsten waren
keine Ausfälle zu verzeichnen.
Zu
Abend aßen wir in der Pizzeria-Ristorante Mamma Mia. Vorweg hatte ich sensationell gute
Bruscetta, gefolgt von überbackenen
Auberginen. Das Essen war so gut und preiswert,
dass wir den Tisch für den nächsten Tag reservierten.
Im
Deutschland des Jahres 2003 braucht man keine Uniform mehr um Autorität
auszustrahlen. Ein großer Aktenordner im Arm tut 's auch. Jörg ging mit
so einem mit den Tourenplänen durch den Ort. Ein seinen Stand
aufbauenden Marktbeschicker war sich sicher, in ihm den Organisator des
Stadtfestes vor sich zu haben. Wenn Jörg es gewollte hätte, hätte
der unverzüglich seinen Stand ab und an anderer Stelle wieder aufgebaut.
Es
folgen die Fotos vom ersten Tag, die in dem Artikel keinen Platz fanden,
gefolgt von dem Link zum Bericht über die große Tour am zweiten Tag.
Klick dich hier zum Bericht vom zweiten Tag
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