Radurlaub
in Polen - Den Autoverkehr meiden
Wenn
es um Urlaub mit dem Fahrrad in Polen geht, denkt man zuerst an Masuren,
weil die meisten Anbieter geführter Touren diese Region im Angebot habe.
Wer auf eigene Faust durch das große Land ziehen möchte, für den gibt
es einige Besonderheiten zu beachten. Seit
1988 bin ich regelmäßiger Besucher in Polen, habe so manche Fahrradtour
mit meinem polnischen Schwager gemacht. Hier sind unsere Tipps. Zunächst
kann man sich von der Vorstellung verabschieden, in der Regel auf
Radwegen fahren zu können. In Polen gibt es so gut wie keine. Folglich muss man
sich permanent mit dem Autoverkehr auseinandersetzen. Der hat seit dem
Ende des Kommunismus erheblich zugenommen. Wenn
auch Autos und Benzin für polnische Einkommensverhältnisse sehr teuer
sind, so hat doch wer es irgendwie finanzieren kann einen PKW und bewegt
den auch. Auffallend viele polnische Autofahrer fahrend rasant, andere
unbeholfen. Kaum jemand hat Verständnis für die Nöte eines Radfahrers
auf einer engen Landstraße, wenn gleichzeitig Autos von hinten und von
vorn kommen. Nachts fährt man auf den Straßen besser nicht.
Man
sollte auf vielbefahrenen Straßen immer damit rechnen, sich an den
Straßenrand retten zu müssen. Das ist besonders schwierig wenn der Belag
alt und dessen Ränder beschädigt sind. Auch wenn es keinen Radweg gibt,
ist das Radfahren auf dem Fußweg meistens verboten und wird bestraft. Was
also tun? Man sollte eine gute Karte zur Hand haben, sich nur auf wenig
befahrenen Landstraßen bewegen und aufpassen, wenn sich ein Auto nähert.
Seit einigen Jahren trifft man hin und wieder auf einheimische auf einem
Rennrad oder Mountainbike. Mit dem Rad zu fahren ist in Polen nicht so
üblich wie bei uns. Ganz
anders erlebt Radfahren in Polen, wer abseits der Straßen durch die
Wälder zieht. Seit die Braunkohlenkraftwerke geSchlossen oder zumindest
mit Rußfiltern ausgestattet wurden, geht es den Bäumen in den Sudeten
und Karpaten merklich besser. Mein Schwager urteilt euphorisch über
Fahrten durch die Wälder des Gebirgszuges an der südlichen Landesgrenze,
zum Beispiel von Begegnungen mit frei lebenden Widdern.
In
den polnischen Städten gibt es zahlreiche Fahrradhändler, das Gros hat
allerdings nur ein sehr einfaches Sortiment anzubieten. Es ist einfach,
eine neue Kette oder einen Ersatzschlauch zu erstehen, wer aber für sein
Rad zum Beispiel besondere Bremsbelege benötigt, sollte sich die daheim
besorgen. Der
Fahrradtransport mit der Bahn ist in Polen einfach im Gepäckwagen durch
Selbstmitnahme möglich. So macht es Sinn, zum Beispiel Fahrten mit dem
Rad durch die alpine Hohen Tatra mit dem Besuch Warschaus zu kombinieren. Ein
alter Traum von mir ist es, die nahezu menschenleeren Beskiden zu
durchradeln. Im Dreiländereck zwischen Polen, der Slowakei und der
Ukraine findet man Natur pur. Diese Region wurde von Stalin durch
Deportation entvölkert und nie wieder besiedelt. Mein Mädel würde es
eher nach Masuren ziehen. Eine tolle Landschaft und gut hergerichtete Radwege bietet
der Ojcowski Park Narodowy. Als
Quartier bietet sich vielfach die Unterkunft bei privaten Vermietern an.
Die Versorgung mit Lebensmitteln ist gut, schlechter ist es um die
polnische Gastronomie bestellt. Wenn man die Wahl zwischen zwei
Restaurants hat, sollte man grundsätzlich das teurere, weil vermeintlich wählen. Das macht
einen auch nicht viel ärmer und lässt einen auf besseres Essen hoffen.
Meine polnischen Lieblingsspeisen: Bigos (Sauerkraut-Eintopf, ähnlich dem Irish
Stew)
und Bartsch (Rote Beete-Suppe).
Die Einreise mit dem Rad
ist einfach. Seit Polen der EU angehört, sind die Zollkontrollen
entfallen, allerdings muss man Ausweispapiere für die Personenkontrolle
mitnehmen. Auch
wer nur für einen kurzen Besuch in Polen weilt, sollte die Märkte hinter
der Grenze meiden. Besser und günstiger kauft man im Zentrum der
nächstgelegenen Stadt ein. Wer tanken oder Geld umtauschen möchte, kann
dies ebenfalls etwas günstiger abseits der Grenze erledigen. Bargeld
gibt 's mit der EC-Karte problemlos an zahlreichen Geldautomaten.
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