Draisine
statt Rennrad
Statt
am Sonntag mit dem Rennrad die RTF in Norderstedt mitzufahren, hatte
ich mich lieber entschlossen am Sonnabend am Betriebsausflug meiner
Kollegen der Haspa teilzunehmen. Letztlich tauschte ich das Fahren in verschiedenen Gruppen
auf dem
Rennrad gegen das Fahren mit einer Gruppe auf einer Draisine. Ich habe es nicht bereut. Die
Draisine und das Fahrrad sind nicht nur dadurch miteinander verwand, dass
sie mit Muskelkraft angetrieben werden - mehr noch, beide haben mit der
von Karl Friedrich Freiherr Drais von Sauerbronn im Jahre 1817 gebauten
Laufmaschine "Draissienne" im warsten Sinne des Wortes den gleichen
Vorläufer. Fahren
kann man mit ihr zum Beispiel auf der stillgelegten eingleisigen
Bahnstrecke Ratzeburg - Boizenburg. Vom Erlebnisbahnhof Schmilau aus
gelangt man in Richtung Osten zum Jugendbahnhof Hollenbek. In der anderen
Richtung geht es zum Kultur-Bahnhof Ratzeburg. Die
Distanz nach Ratzeburg ist etwas kürzer. Die darauf im Einsatz
befindlichen Kleindraisinen sehen sportlich aus. Auf ihnen stehen bis zu
sechs Personen. Die Deichselenden bestehen aus runden Stangen mit denen
alle Mitfahrenden gleicher Maßen für Vortrieb sorgen können. Wir
fuhren mit dem eher nach "Ausflug" aussehenden größeren Modell bei dem
zwei bis vier Leute volle Kraft auf die Antriebswelle bringen können, die
anderen werden sitzend kutschiert.
Zunächst erklärte man uns einige Verhaltensregeln für die Fahrt ("Stahl
ist härter als Knochen!"), insbesondere wie wir mit dem Gefährt sicher
über die Bahnübergänge gelangen sollten. Wegen dieser Übergänge durften wir während
der Fahrt keinen Alkohol trinken. Dann
ging 's richtig los. Wir nahmen Fahrt auf und eine am Bahnhof installierte Webcam übertrug
dies live ins Internet (Foto oben rechts). Zuerst
haben wir die Draisine mit zwei Leuten angetrieben. Das ist auf die Dauer
sehr anstrengend (Sabine: Als Reiterin hättest Du wissen können, dass
hier "ansträngend" nicht ganz falsch gewesen wäre!). Kurz
darauf haben wir dann begonnen auf beiden Seiten zu zweit zu
rackern. Je
schneller wir fuhren, um so lauter ratterte das Gefährt auf dem alten
Gleis und um so mehr haben wir uns dabei sich in Rage gearbeitet. Manchmal
haben wir mit den anderen
Rennen gefahren, versucht, auf die vor uns fahrenden aufzuschließen bzw.
zu verhindern, dass dies den uns folgenden gelang. Auf der Hinfahrt haben wir die Deichsel zuletzt
zu zehnt
wie von Sinnen bearbeitet. Wem es gelang die anderen zu erreichen, der
konnte sich mit der Hand festhalten und ziehen lassen oder gar versuchen
"heimlich" mit der Abschleppstange anzudocken. Zwischendurch
haben wir aber auch die Landschaft genossen. Mal von den Bahnübergängen
abgesehen pumpten wir uns abseits der Straßen durch herrliche Wiesen,
Wälder und Felder des Naturparks
Lauenburgische Seenplatte. Die Rückfahrt ließen wir entspannter angehen.
Was soll 's? Überholen konnte man eh nicht. Was wäre wohl passiert, wenn uns
jemand entgegen gekommen wäre? Dann hätten wir einfach die Draisinen
getauscht und jeder wäre in seine Richtung weiter gefahren. Immerhin
hatten ca. hundert Kollegen teilgenommen, deshalb fuhren wir in zwei
Gruppen. Während die andere sich nun auf das Gleis begab, spielten die
Veranstalter mit unserer die Bahnspiel Olympiade. Die Disziplinen haben fast
alle mehr oder weniger mit Eisenbahnequipement zu tun, wie z. B.
Schienenweitwurf und Puffertanz. Einige vom Veranstalter gestellte Betreuer erklärten uns die Spiele und
übernahmen die Schiedsrichterrolle. Beim
Kistenstapeln sollte sich ein Kollege auf so viele Getränkekisten wie
möglich stellen. Die anderen Gruppenmitglieder sicherten ihn mit einem Seil und reichten Kisten zu.
Diese Disziplin fand viele Zuschauer die mitfieberten und Beifall
spendeten. Mich beeindruckte, wie liebvoll unsere Betreuer ihren Job ausübten. Immerhin hatten wir vorab bezahlt und man hätte uns
auch einfach abservieren können. Zum
Abschluss grillte man für uns. Lecker waren insbesondere die selbstgemachten Salate.
Wer wollte, konnte dazu dann auch ein richtiges Bier genießen. Dies alles
wäre kein Grund gewesen die RTF ausfallen zu lassen, allerdings wollte
ich hinterher mit meinen Kollegen in Hamburg im Restaurant Cremon essen,
trinken und abrocken. Dazu kam ich leider nicht mehr. Während wir sicher
über das Gleis rollten, hatte mein Mädel mit ihrem Rad einen heftigen
Zusammenprall mit einer anderen Radlerin erlitten und bedurfte abends
meiner Pflege. Schmilau
ist auch ein guter Ausgangspunkt für normale und ungewöhnliche
Fahrradtouren. Auf dem nahen Ratzeburger See kann man mit Hydrobikes die Insel mit der darauf stehenden Stadt umradeln. Diese
Bikes sind mit zwei Schwimmern versehen. Statt auf ein Laufrad wird die
Kraft auf eine Schiffsschraube übertragen.
Gern
wäre ich auch mit einem der Konferenzräder gefahren (Foto). Auf diesen
Dreirädern sitzen sechs Personen strampelnd im Kreis. Wem das alles zu
skurril erscheint, der kann sich auch normale Räder ausleihen.
Von
unserer Tour kannst Du Dir ein kurzes, mit einer Digitalkamera
aufgenommenes Video anschauen. Es veranschaulicht sehr schön die
Atmosphäre während der Fahrt. Du findest es bei den Bildern von der Tour
hier.
Fotographen: André Litzbarski,
Arne Jansen, Detlev und Karin Goette
|