Rundstreckenrennen
des BSV um den Stadtpark - Vom Jedermann zum inoffiziellen Hamburger
Sparkassen-Meister
Nach einer tollen Fahrt mit einer bunt gemischten Fünfer-Gruppe bei Regen und böigem Wind
könnte ich mich „Meister im Straßenradfahren der Hamburger Sparkasse“ nennen, aber das lass ich lieber. Wie’s dazu kam, erzählen
Dir die folgenden Zeilen.
An der Anmeldung sitzt
Heike Sturm. Wir kennen uns. Das hat Vorteile: So glaubt sie mir, dass ich bezahlt habe, obwohl das Geld noch nicht auf ihrem Auszug
erscheint. Sie leiht mir gar ein Zwei-Euro-Stück („Wat is dat denn, n Zwickel?“) für den abschließbaren Garderobenschrank.
Gestern
beim Mannschaftszeitfahren saßen hier nachmittags zwei Damen, die ich nicht kannte. Ich horchte die beiden beiläufig aus. Ich hatte
keine Ahnung wer die waren, die nicht, wer ich bin. Sie ahnten auch nicht, dass sie beide nicht in mein Beuteschema passten, sahen mich
leicht gequält an. Dabei schien mir ihre Gestik zu sagen: „Was willst Du Blödmann, uns anbaggern?“
Nun werd ich doch
langsam nervös. Noch 15 Minuten bis zum Start. Vor lauter Angst wieder zu verschlafen, war ich vor dem Wecker aufgewacht. „Es ist
halb sieben“ schien er mir zu sagen, 30 Minuten zu früh. Und nun? Na dann kann ich mich mal in der Ruhe vorbereiten, die ich an den
Tagen vorher nicht hatte. Im Bad angekommen, sah ich, dass es halb sechs war. Toll, dann kann ich ja noch was schreiben. Darüber war
die Zeit mal wieder knapp geworden.
Als
ich die Treppe zu meinem Rad nehmen will, kommt mir Rad-Manne entgegen, mahnt mich zu Eile. Dann kommt ein Satz, der mich erschüttert:
„Wo ist eigentlich Dein Transponder?“ Nein, nicht schon wieder. Das hatte ich doch bereits exzessiv beim Holsten-City-Man durchlebt.
Ich durchwühle meinen Startbeutel bis Heike dazu kommt, uns aufklärt, dass das Rennen ohne gefahren wird.
Ich starte im ersten
Rennen mit der „Generation 40+“. Der Start erfolgt ruhig, weil das Führungsfahrzeug ihn erst nach der Kurve freigibt. Ich habe
mich an meine Arbeitskollegen Alexandra Link und Stefan Krogmann (beide AM) gehängt. Alex hatte mich im letzten Jahr in Fischbek
beim Schlussanstieg abgehängt. Stefan fährt noch viel stärker. Ich hoffe, dass ich möglichst viele Runden das Hinterrad von Alex
halten kann.
Mit
für uns viel zu schnellen 40 km/h geht’s los, dann aber finden wir unseren Rhythmus. „Hallo Helmut“ ruft mein Nebenmann. Es ist
Ulli Behn von der BSG Sasol Wachs, der Bruder meines ehemaligen Klassenkameraden Reiner Behn. Er gesellt sich dazu. Wenig später
verstärkt auch Andreas Lenz (Haspa-Externer für die ORG) unsere Gruppe.
Anfangs kommen immer
wieder Leute dazu, aber es verschwinden auch welche. Die erste ist Alex. Ich fühle mich stark, habe das wohlige Gefühl von der Alex-
in die Stefan-Liga aufgestiegen zu sein. Als uns plötzlich Alex vom Straßenrand anfeuert, bin ich völlig verdaddert. Es war nicht ihr
Tag, deshalb stieg sie frühzeitig aus.
Es
regnet konstant, der Wind ist böig und der Kurs nicht so eben, wie’s mir gestern als Zuschauer erschien. Ich hatte mich für
einen Helmüberzug, Armlinge und eine Windjacke darüber entschieden. Eine Regenjacke wäre besser gewesen, aber das
schlimmste sind meine Neopren-Überschuhe. Nach drei von zehn Runden war das Wasser durch, steht nun in den Schuhen, ein Zustand, den ich
hasse.
Ab und zu fahren auch
einige Leute vom NDR mit uns, darunter auch Eva und Ines vom Mittwochstreff, die uns letztlich abhängen. Anfangs feuern uns die
Leute am Start- und Ziel noch an. „La Ola“ fordere ich lautstark von der auf einer LKW-Ladefläche sitzenden Rennleitung.
Lange Zeit fahre ich
mit Stefan, Ulli, Andreas und Peter Niemes von der Feuerwache Berliner Tor. Peter organisiert unsere Gruppe, regelt den Führungswechsel
und weist die Leute zu richtiger Fahrweise an. Dadurch kommen wir gut voran.
Nach
sechs Runden wird am Ziel „noch 5“ angezeigt. Dieses Versehen führte später zu viel Verdruss. Uns war klar, dass wir überrundet würden,
aber das wie hat uns nicht gefallen. Die Führenden kamen als großes, breites Feld über uns gerollt. Wir wurden viel zu weit rechts ran
gedrängt.
In der letzten Runde
bricht die Sonne durch. Zu spät, um unsere Sachen zu trocknen. Es kommt Unruhe in die Gruppe. Stefan war bergauf gegen den Wind an der
Spitze fahrend plötzlich eingebrochen, fällt total ab. Auf dem Schlusstück kann auch Andreas uns nicht mehr folgen. So werde ich
inoffizieller „Hamburger Meister“, genauer „Hamburger Sparkasse Meister“. Und das als ältester Haspanese im Feld . Du
weist ja, je älter der Bock, um so härter das Horn! Zur Ehrenrettung der Haspa sei angemerkt, dass unsere starken Fahrer
nicht angetreten waren.
Ich
hatte Peter mit Ansage den Vortritt über die Ziellinie gelassen, weil er viel für mich getan hatte. Wir ahnten nicht, dass das für
das Klassement bedeutungslos war. Als überrundete Fahrer wurde unser Durchlauf nach der neunten Runde gewertet. Egal, denn auch da
waren zufällig Peter vor, Stefan und Andreas hinter mir.
Am Ziel treffe ich
Bergschnecke Ulli und Hartmut, Mitglieder des Forums und der BSG Feuerwehr. Die beiden wollten nur mal gucken, fassten Vertrauen, im
nächsten Jahr selbst mitzufahren.
In einem Gebäude
hinter dem LKW der Wettkampfleitung umsorgte Susanne von der BSG HHA die Helfer. Susanne hatte morgens die Brötchen warm vom Bäcker
geholt, so warm und so viele, dass ihr die Scheiben beschlugen. Eines darf man bei solchen ehrenamtlich ausgerichteten Rennen nie
vergessen: Wären die drei schnellsten nicht angetreten, hätten andere gewonnen, wären drei Helfer ausgefallen, wäre es eng für
alle geworden.
Einer
von ihnen ist Dieter Skodda von der KFZ-Logistik der Polizei Hamburg und bekennender Helmuts-Fahrrad-Seiten-Fan von Anfang an. Er
entschuldigt sich, weil er mir noch immer nichts ins Gästebuch geschrieben hat, ist überrascht, dass ich kaum Wert darauf lege.
Viel lieber wäre es mir, er würde im Forum darüber schreiben, wie die Veranstaltung aus seiner Sicht gelaufen ist und was er sonst
noch so als Radsportler erlebt.
Neben Helfern spielen
Sponsoren eine wichtige Rolle. Der Edeka Markt am Alsterdorfer Markt z. B. hatte uns den Brötchenbelag zu Einkaufspreisen überlassen.
Der BSV hatte zahlreiche weitere gefunden, die im Bericht vom Mannschaftszeitfahren gewürdigt werden.
Der
Bäcker wollte eigentlich mit einem Verkaufswagen Radfahrer und Zuschauer versorgen, es lohnte sich aber bei dem Wetter nicht für
ihn. Ob der wenigen Zuschauer hatte Trenga.de seinen Stand vom Vortag nicht wieder besetzt.
Beim Umkleiden treffe
ich Kai Papenfuß von der BSG Lufthansa. Er ist doppelt angefressen. Nach dem Rennen ist er auf den Schienen auf dem HHA-Gelänge gestürzt;
wahrscheinlich, weil er noch so verärgert über den entgangenen Podiumsplatz war. „Noch zwei Runden“ wurde fälschlicher Weise
von der Rennleitung angesagt. Als er dort wieder an der vierten Position rollend vorbei kam, war das Rennen vorbei, zu spät um noch
zu spurten.
Alle
Proteste nutzten nichts. Der Wettfahrausschuss musste ihn als vierten werten. Kai hatte sich stark genug gefühlt, um das Rennen zu gewinnen, war zwei Mal dem Feld ausgerissen. Er fühlte sich um
den Sieg gebracht. Mit der Dusche spülte er den Dreck und wohl auch seinen Frust runter. Er konnte schon wieder lächeln, als ich ihm
sagte, dass ich ihn hier als moralischen Sieger ausrufen werde.
Fast hätte es mit
meiner „Meisterschaft“ nicht geklappt. Unbemerkt und schleichend hatte sich ein sogenannter Schleicher eingeschlichen. Langsam, aber
konstant verlor mein Vorderreifen Luft, zum Glück erst nach dem Rennen.
Nachdem das Rennen die erste Male in Tangendorf, 2005 in Fischbek
und 2006 um den Stadtpark ausgetragen wurde, findet es 2007 in der
City-Nord statt.
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