Radsporttag
in Fischbek der Feuerwehr und des BSV Hamburg - Premiere auf neuer
Strecke
"150"
zeigt mein Pulsmesser an, dabei habe ich die Kuppe noch gar nicht
ganz erreicht. "Welchen Wert wird er mir hier im Rennen
anzeigen?" denke ich mir, denn das liegt ja erst noch vor mir.
Schon bei der Anfahrt von der Anmeldung in der Kantine zum Start musste man sich
beim Radsporttag der Feuerwehr und des BSV auf der TrangeDE-Runde in
Fischbek ins Zeug legen.
Der
"Tangendorfer-Rennrad-Tag" war 2005 zum "Radsport-Tag in
Fischbek" geworden. Die TrangaDE-Runde linksherum
mit dem bis zu zehn Prozent steilen Anstieg rauf zum
Bornberg zu fahren verlangt einem deutlich mehr
ab, als der
ehemalige Kurs in Tangendorf mit seinen vielen kurzen Steigungen.
Der tolle Rundkurs und die geringere Entfernung zu Hamburg hätten
der Veranstaltung ein Plus bei den Teilnehmerzahlen bescheren
sollen. Statt ca. 90 wie im Vorjahr waren aber nur ca. 60
Betriebssportler und Feuerwehrleute angetreten. Im zweiten Rennen
der Polizei und Uni Hamburg war der Rückgang der Teilnehmerzahl
ähnlich. 2006 rund um den Stadtpark sollten die Teilnehmerzahlen
deutlich zulegen.
Ich
schaue in die erwartungsfrohen Gesichter meiner Kollegen Alexandra
Link und Stefan Krogmann (Foto), die beim Rennen um den Henninger Turm
erheblich anstrengendere Anstiege zu bewältigen hatten. Alex hatte
man in Frankfurt übel mitgespielt. Sie kam als eine der letzten vor
dem Besenwagen ins Ziel, erhielt dort eine Medaille als Finisherin,
wurde aber nachträglich (!) disqualifiziert, weil sie die
Maximalzeit oder den Minimalschnitt für die 80 Kilometer
geringfügig über- bzw. unterschritten hatte.
Bei dem
Jedermannrennen hätte der Veranstalter, die "Gebrüder Moos, Gesellschaft zur Förderung des Radsports mbH"
mehr Taktgefühl zeigen sollen, um auch den Hobby-Radsport zu
fördern. Merkwürdig, in der Ergebnisliste der Männer wurden
Finisher gewertet, die langsamer als Alex waren. Trotzdem, sie
strahlt schon wieder, nimmt die neue Herausforderung an. Mit Erfolg,
wie sich später zeigen sollte.
Wie
immer gut aufgelegt ist auch Manfred "Radmanne" Schwarz von der
HHA. Und das, obwohl er seine Rennradschuhe vergessen hat und in alten
Turnschuhen auf seinem Rad steht (im Bild rechts neben Stefan). Ich
vermisse mein Buff unterm Helm, das ich sonst immer gegen herabtropfenden
Schweiß trage. Ich hatte meinen Stapel Buffs zu Hause solange nach Farbe
und Zustand sortiert, bis ich vergaß eines einzupacken.
Der Sprecher erklärt das Startprozedere, das
Führungsfahrzeug setzt sich in Gang und mit dem Klang einer Sirene
geht's los. Auf dem ersten abschüssigen Stück erreichen wir über
60 km/h. Kurz vor Ende der ersten Runde habe ich mich bereits von
den großen Gruppen verabschieden müssen. Die waren einfach zu
schnell für mich.
Mir
bleibt nur mich an Einzelfahrer dranzuhängen. Auch das ist nicht
einfach, weil der Anstieg zum Ende jeder Runde jedes Feld und auch
Paare auseinander reißt. Als ich mich das zweite Mal hier
raufschraube beginne ich zu zweifeln, ob ich es auch ein siebtes Mal
ohne zu schieben schaffen würde.
Die Strecke ist nicht abgesperrt, aber nahezu
verkehrsfrei. Mit dem PKW sind hier nur die an- oder abreisen
Radsportler unterwegs. Während ich fuhr, bin ich keinem begegnet.
Deren An- und Abfahrtsweg hatte man anfangs mit Hütchen abgesteckt.
Weil das die Fahrbahn zu sehr verengte, hatte man die vor den Rennen
wieder eingesammelt. Vereinzelt habe ich Fußgänger und Radfahrer
gesehen, die das Rennen aber ebenfalls nicht störten.
In
der dritten Runde läuft ein Crossläufer neben mir den Berg hoch.
Wir haben mit etwa das gleiche Tempo drauf. Erst nach der Hälfte
der Strecke kann er nicht mehr weiter sprinten. Ich bekunde ihm
meinen Respekt. Er lacht, will weiter trainieren, bis er es in einem
Rutsch bis nach oben schafft.
Plötzlich sehe ich Alex vor mir, kann sie
einholen und mich an sie dranhängen. Anfangs bieten wir uns
abwechselnd Windschatten. Einen dritter Fahrer sehen wir dicht
hinter uns, aber seine Kräfte reichen nicht, um zu uns
aufzuschließen.
Sprecher Thosten Thiele von der RG UNI Hamburg
sorgt für Rennatmoshäre. "Das Alexandra Link von
der Haspa." lässt er das Publikum nach Runde vier vernehmen. Ich bin nur der,
der ihr hinterherfahren darf. Beim Anstieg nach der fünften Runde
konnte ich ihr nicht mehr folgen. Erschöpft versuche ich mich
unauffällig an den Zuschauern vorbei zu mogeln. "Das ist
Helmut von Helmuts-Fahrrad-Seiten" tönt es in meinen Ohren.
Tapfer winke in die Menge. Ich habe die Ehre von Volker Heyer,
Obmann des BSV und Straßensportwart des RV Hamburg, persönlich
angefeuert zu werden.
Die
führenden, mich überrundenden Fahrer bieten mir auch in der Ebene
keine Chance Windschatten zu bekommen. Sie fliegen viel zu schnell
vorbei, als das ich mich an sie hängen könnte. Ich
falle weiter zurück, schließ mich nun mit Thomas Schäfer von der
Feuerwache Wilhelmsburg an. In der sechsten Runde drücke ich mir
eine Gel in den Mund, um Kraft zu tanken. Dabei verliere ich etwas
an Fahrt. "Nicht aufgeben!" schallt es mir vom Wegrand
entgegen.
Beim Schlussanstieg rechne ich damit, dass ich
Thomas den Vortritt über die Ziellinie lassen muss. Zu meiner
Überraschung kann oder will er mir aber an der Steigung von Anfang
an nicht folgen. Dabei habe ich gar nicht bemerkt, dass sich Janin
Rickert und Heike Sturm von der BSG Jungheinrich zwischen uns
geschoben hatten.
Janin
und Heike fuhren zeitgleich über die Ziellinie und auf 's Treppchen.
Erschöpft und glücklich sinkt Janin am Ziel zu Boden, nimmt von
einer strahlenden Alexandra Link den Glückwunsch zum zweiten Platz
entgegen (Foto).
Weil nur drei Betriebssportlerinnen angetreten
waren, nehmen sie die Glückwünsche, Blumensträuße und Pokale
entgegen. Alex, einer Hamburger Meisterin der Betriebssportler gebe
ich mich gerne geschlagen. Mein Respekt gilt Euch allen dreien.
Nach dem verunglückten Test der Transponder
im Vorjahr war Walter Allert mit seinem Zeam wieder auf eine
konventionelle Zeitmessung mit Stopuhren umgestiegen. Auch das war
mühselig. Die Siegerehrung bei den Männern wäre beinahe geplatzt,
weil der Sieger, Sven Ilsemann von der BSG TrengaDE, nicht länger
warten konnte.
Ich
schaue mir noch den Anfang des zweiten Rennens mit der Meisterschaft
der Polizei und Universität Hamburg an, bei der auch Jedermänner
zugelassen sind (Fotos). Dann zieht es mich heim an den Mittagstisch. Mit
zwölf Uhr war der Startzeitpunkt für mich unglücklich gewählt.
Zwei Stunden früher wäre besser gewesen, weil der Tagesablauf dann
nicht durchschnitten gewesen wäre.
Unterwegs zurück zur Kantine spricht mich
Dieter Skodda von KFZ-Logistik der Polizei Hamburg an. Dieter ist
nicht nur Radsport-, sondern bekennender Helmuts-Fahrrad-Seiten-Fan.
Das tut gut. Nach einem kürzlich erlittenen Herzinfarkt muss er
erst mal es ruhiger angehen lassen, hatte das Rennen nur als
Zuschauer erlebt und wehmütig den Rennrädern hintergesehen.
Die
Anzahl der Teilnehmer hätte in allen drei Rennen größer sein können.
Der Veranstalter schien mir einem größeren Ansturm gewachsen zu sein.
Den Grund für die geringen Teilnehmerzahlen kann ich mir nicht erklären.
Einziger Kritikpunkt bei diesen Meisterschaften war immer die lange
Wartezeit, bis die Ergebnisse vorlagen. Davon waren aber hauptsächlich
nur die Gewinner betroffen.
Vielleicht lag 's am Wetter, ständig waren
dicke Regenwolken am Himmel zu sehen, geregnet hat es aber erst nach
dem dritten Rennen. Möglich ist auch, dass diese Veranstaltung
ihren Höhepunkt überschritten hat, weil sie in Konkurrenz mit
immer mehr Radsportveranstaltungen steht. Vielleicht wird sie aber
durch das neu angebotenen Mountainbike-Rennen und die Öffnung für
Jedermann im nächsten Jahr wieder an Zuspruch zulegen. Dieser
Radsporttag hätte es verdient.
Wichtiger noch als die
Anzahl der Teilnehmer ist die der Helfer. Das gilt übrigens auch
für jede RTF. Mit wenigen Fahrern kann man eine Veranstaltung
bestreiten, mit wenigen Helfern eher nicht. Die genaue Anzahl deren,
die den Radsporttag durchführten, weiß ich nicht. Sie hätte gern
größer sein können, denn so mussten alle von Anfang bis Ende ohne
Ablösung auf ihrem Posten ausharren.
Einer von ihnen
ist Hartmut Rutzen. Hartmut ist Mitglied in der BSG Lufthansa und
RTF-Wart im Radsportausschuss des BSV Hamburg. Der Ausschuss und die BSG
Feuerwehr bilden die tragenden Säulen dieses Radsporttages.
Unermütlich brüht Hartmut Würstchen und schenkt Kaffee an die
Radsportler aus (Foto).
Eine Bock- ersetzt
mir allerdings nicht meine geliebte Schinkenwurst und in Gedanken
bin ich auch schon daheim bei meinem Mädel und meinem gebratenen
Schollenfilet mit Kraut- und Kartoffelsalat, will grad heimfahren,
da treffe ich meinen Arbeitskollegen Stephan Niebuhr. Stephan
strotz vor Kraft und Elan, will das erstmals angebotene Mountainbike-Rennen mitfahren.
Die Mountainbiker
fuhren auf abseits der Straße durch Wald und Heide. Als Parcour wurde
ein Rundkurs abgesteckt.
Nur zwölf Leute waren zu der Premiere der BSV-Meisterschaften im
Mountainbiken angetreten. Ich gehe davon aus, dass auch die ihr Kommen nicht
bereut haben. Wenn Du ein Foto von den MTB-Rennen hast, schick es
mir bitte. Ich würde es hier veröffentlichen.
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