Themenbereiche

In HFS suchen

Buch-Tipps

Trainingsbibel

Die Trainingsbibel für Radsportler

Reparaturhandbuch

Bike-Reparatur & Wartung

Radsport

Ausdauertrainer Radsport. Training mit System

Rad.Routenplaner

Rad.Routenplaner 7.0 Special Edition (DVD-ROM). Neu: GPS-Tourenplaner mit Zusatzfunktionen

Räder

Die Räder der Sieger - Eine fotografische Zeitreise

Race Across America

Herausforderung Race Across America: 4800 km Zeitfahren von Küste zu Küste

Alpenpässe

Alpenpässe und Anchovis. Die Tour de France im Selbstversuch: Eine exzentrische Tour de France

Tour de France

Momente der Tour: Impressionen aus 90 Jahren Tour de France

Rennrad fahren

Richtig Rennrad fahren

Trainingsprogramm

Lance-Armstrong-
Trainingsprogramm

Rennrad-Werkstatt

Die Rennradwerkstatt: Ein Praxis-Buch aus der Redaktion der Zeitschrift TOUR

Radsport

Radsport: Der Ratgeber für Ausrüstung, Technik, Training, Ernährung, Wettkampf und Medizin

Radfahren

Gute Beine, schlechte Beine: Geschichten vom Radfahren

Rennfahrerblut

Rennfahrerblut ist keine Buttermilch. Das Buch der Radsportzitate

Alpe d'Huez

Post aus Alpe d'Huez. Eine Radsportkarriere in Briefen

Motivation

Motivation Kompakt: Aktive Tipps für Alltag, Beruf und Sport

Armstrongs Kreuzzug

Armstrongs Kreuzzug. Ein Jahr auf dem Planeten Lance

Du schaffst was du willst!

Du schaffst was du willst!

Leistungsförderung

Sporternährung: Leistungsförderung durch vollwertige und bedarfsangepasste Ernährung

Frauenradsport

Frauenradsport: Der perfekte Ratgeber für Einsteigerinnen und Fortgeschrittene

Tour de France

Tour de France - Die härtesten Anstiege: Die Top-Pässe der Tour zum Selberfahren

Lance Armstrong. Jede Sekunde zählt

Lance Armstrong. Jede Sekunde zählt

Radsportfibel

Die kleine Radsportfibel. 1000 Praxistipps für Rennradfahrer und Mountainbiker

HFS - Helmuts Fahrrad Seiten


Gemeinsam geht's besser.Vattenfall Cyclassics 2008 - Das Rennen mal aus anderer Perspektive erlebt

"Tolles Wetter, tolle Orga, tolles Rennen" schrieb Heide-Biker über die Vattenfall Cyclassics ins Forum. Recht hat er, obwohl ich aus meiner sehr persönlichen Erfahrung auch anderes zu berichten weiß. Eigentlich wollte ich wieder einen Erlebnisbericht vom Rennen auf 155er-Runde schreiben, aber beim Veranstalter upsolut ging das Wissen über den mir zugesagten kostenlosen Startplatz verloren. Kurzentschlossen entschied ich mich mir einen Startplatz für 55er-Runde zu ersteigern und eine Tour mit den Leuten vor dem Besenwagen zu fahren.

EIn kleiner Teil der Startaufstellung.Nach meiner neunten Teilnahme bei den Cyclassics im Vorjahr hatte ich nach erneuter Fahrt auf der Langstrecke bereits angekündigt, dass ich nach Abwechslung suche, gern die Kurzstrecke mit meinem Mädel fahren würde; die aber meidet noch immer jede Radsportveranstaltung, fährt lieber allein ihre Runden. So entschloss ich mich dann doch wieder die 155er-Runde zu fahren.

Seit acht Jahren schreibe ich solche Berichte wie diesen hier über meine Teilnahmen bei den Cyclassics, welche zu der stetig wachsenden Popularität des Jedermannrennens sicherlich einen Beitrag leisten. Das ist der Grund dafür, dass ich im Mai bei upsolut nach einem kostenlosen Startplatz nachgefragt und auch zugesagt bekommen hatte. Am Dienstag vor dem Rennen fragte ich nach dem Prozedere der Anmeldung nach, aber man hatte die Zusage schlicht vergessen. Am Donnerstag erhielt ich abends die endgültige Aussage, dass man nichts mehr für mich tun könne. Und nun?

Der letzte Startblock.Eigentlich will ich mir einen Startplatz bei ebay ersteigern. Da fallen die Preise erfahrungsgemäß an den Tagen vor dem Rennen in den Keller. Dies wird nun noch dadurch verschärft, dass man Startplätze nicht mehr mit dem eigentlichen Käufer tauschen, sondern unter dessen Namen starten kann. Heihu11 las von meinem Malheur, bot mir den Startplatz ihres Mannes an. Nach kurzen Telefonat sind wir uns handelseinig.

Meine Vorbereitung auf das Rennen gestaltet sich dadurch anders als in den Vorjahren. Zunächst muss ich am Sonnabend zur Übergabe der Unterlagen fahren, um mich dann erst als Bernd Volbrich akkreditieren. Dort treffe ich Holger Zietz, einen der beiden Betreiber der neuen Hamburger Radsportmarke Dear Cycles, über deren Verkaufsstart ich demnächst berichten werde. Amüsiert hört er sich meine Story über meinen Startplatz an, was mir hilft mich mit meinem neuen Schlachtplan abzufinden.

Öl wird in die Bremsleitung gefüllt.Um die fahrerischen Anforderungen für mich zu verschärfen, entschied ich mich dazu mit meinem vollausgestatteten Tourenrad TrengaDe TDH 10 zu fahren. Das ist ein tolles Rad für Touren und meine Fahrten zur Arbeit, aber für Rennen gänzlich ungeeignet. Mir egal, selbst das schwere Gliederschloss lasse ich dran, vergesse die Federgabel zu arrettieren. Mein Plan ist es im Pulk der Leute vor dem Besenwagen zu starten und dann langsam das Feld von hinten aufzurollen. Ich hoffe auf Leute auf Lastenrädern und Cruiser-Bikes und Familien mit Kindern zu stoßen.

Zunächst muss mein Rad schnellstens hergerichtet werden. Nach stolzen ca. 6.000 pannenfreien Kilometern hatten meine Continental TopContact seit Tagen einen Schleicher im Hinterreifen, aber ich nicht die Zeit und Lust gefunden dies zu reparieren. Die HS 33-Bremse hinten zieht auch nicht richtig an. Es war eine gute Idee statt es selbst versuchen zu reparieren dies am Tag vor den Cyclassics den Fahrradpflüsterern von der Luftpumpe Hamburg zu überlassen. Jörn Düber zieht mir einen neuen Mantel auf, weil ich ohne Luft gefahren war und dabei die Flanken zermalmt hatte und entlüftet meine Bremse.

Das Kamerateam von N3.Am Sonntag dann aus Tonndorf mit dem Rad an der Startaufstellung hinten ankommend bin ich zunächst enttäuscht von der zumindest äußerlichen Normalität der Leute am Ende des Feldes. Die Leute sind im Schnitt nicht so gut ausgestattet wie die in den vorderen Blöcken, aber ausgefallene Räder sind nicht zu sehen. Ich habe noch Zeit, bis ich mich mit denen auf die Strecke begeben will, schreite ich die kein Ende nehmen wollenden Startblöcke ab.

Um mit einem Bild allein die Dimensionen dieser sich vom Hotel Atlantik bis zum Bahnhof Dammtor Masse an wartenden Radrennfahrern aufzuzeigen, müsste man es aus der Luft aufnehmen, weil sich die Straße in langen Bögen entlang der Außenalster windet.

Ich halte nach Bekannten Ausschau, entdecke meinen Arbeitskollegen Ralf Schönfeld. Er steht über seinem Rad, hält ein anderes an der Stange fest. "Mit wem fährst Du?" rufe ich ihm zu. "Den kenne ich nicht. Der ist nur mal eben pinkeln gegangen." entgegnet er. "Du hast Glück, dass Du ihm nur hier die Stange halten musst." ruf ich zurück.

Der Starter.Ich entdecke nur noch ein mir unbekanntes Mädel in unserer Haspa-Tracht , die aber ebenfalls zu weit weg steht, um fotografiert zu werden. Bekannte Gesichter sehe ich nicht. Die stehen alle oben beim Start zur 100er- und 155er-Runde. Ungewohnt ist für mich auch, dass mich niemand erkennt. Viele dieser Leute sind der Radsportszene nur im weiteren Sinne zuzuordnen und wer mich aus dem Netz kennt, wird mich mit dem Tourenrad und in Sonntagsausflugs-Bekleidung kaum erkennen.

Ein Team von N3 filmt den Start für das Hamburg-Journal und dann geht es plötzlich auch vor mir los. Das Starter-Team baut sich vor dem Block D auf, dem, für den ich einen Startplatz habe. Ruhig erklärt ein Herr mit Megaphon das Prozedere. Zwei Minuten später zählt er die letzten Sekunden runter, dann geht es langsam los. Die Zeit wird erst ab dem Dammtor-Bahnhof genommen.

Start eines mittleren Blockes.Ich überlege, ob ich mit einem der nächsten oder dem letzten Block starten soll, entscheide mich für den letzten. Die Leute in den anderen sehen mir zu angespannt aus, als dass ich zwischen denen startend fotografieren könnte. "Block D ist da vorne." will mir einer helfen, weist in die andere Richtung. "Ja, ich weiß. Den Start des Block D hab ich fotografiert." entgegne ich. Sein ungläubiger Gesichtsausdruck amüsiert mich.

Es dauert eine Weile, bis 50 Minuten nach dem Promis die letzten auf die Bahn gehen. Eigentlich wollte ich als letzter mit dem Besenwagen über die Startlinie fahren, aber das wollen viele und der Besenwagen startet aus einer anderen Straße.

In den Vorjahren war ich immer mit riesigen Pulks losgefahren, ganz am Ende des Feldes sind aber von Anfang an nur vereinzelte Fahrer anzutreffen. Ich sehe einen Herrn, der seine Tochter mit einem Arm schiebt. Ob die die ganze Strecke so zusammen fahren werden, frage ich. Nein, das ist nicht geplant, erfahre ich.

Charmante Damen.Auf der Fruchtallee sehe ich die Besenwagenkolonne nahen, schieße ein Foto und mach mich davon. Ich schau mir die Leute an, die ich überhole, besonders gern die beiden charmanten Damen aus Öjendorf, warne sie alle vor dem nahenden abrupten Ende ihrer Teilnahme. Teils fahren die Leute in der Ebene nur knapp über 20 km/h. Das wird nicht reichen. Später ist eines der Mädels auf RTL zu sehen. Nach nur vier Kilometer hatten sie aufgeben müssen.

Ich erinnere, dass früher ein Schnitt von mindestens 22 km/h gefordert war, sag das jedem. Es stimmt aber wohl nicht mehr, weil das Teilnehmerfeld von Jahr zu Jahr länger wird. 25 sollten es schon sein, wenn man im letzten Block ohne Vorsprung vor dem Besenwagen startet. Ich nehme an, dass es von den Leuten, die ich bis zur Verpflegung in Wedel traf, nur wenige in die Wertung geschafft haben.

Breite Straße.Darüber lerne ich Roland Grimm vom Chemikaliengroßhandel Hugo Haeffner in Stuttgart kennen. Er betreut seine Kollegen, die extra für das Rennen angereist sind. Aus Jux ist er selbst an den Start gegangen. Beim Blick auf den Tacho sieht er keine Chance seinem Ausscheiden zu entrinnen. Nach 15 Kilometern ist er bereits mit seinen Kräften ziemlich am Ende, muss aber noch 40 fahren und dabei sein Tempo steigern.

Wir fahren scheinbar allein auf der sehr breiten Ausfallstraße nach Pinneberg. Während wir so quatschen, überholt uns eine Viererreihe im Zentimeterabstand zu mir. "Wollt Ihr das Rennen noch gewinnen?", rufe ich geschockt. "Wir werden erster." schallt es zurück.

Wenn sie dich holen, nimmst Du einfach die Startnummer ab und fährst auf dem Radweg weiter, rate ich Roland. Du bist doch zum Rad-, nicht zum Busfahren gekommen, setzte ich einen drauf. "Was auch geschieht, genieß Deine Tour." sage ich ihm sinngemäß zum Abschied. Der Besenwagen fährt geschätzt nur einen Kilometer hinter uns. Bald haben sie ihn, denke ich.

Die Zuschauer waren begeistert.Vor mir sehe ich einen Herrn von geschätzten 160 cm Körpergröße die pottebene Strecke im hektischen Wiegetritt fahren. Als er sich endlich auf seinen Sattel setzt, bestätigt sich meine Vermutung, dass er stehend fuhr, weil der Sattel viel zu hoch eingestellt ist. Er wackelt beim Pedalieren mit den Hüften.

Ich rate ihm an der Verpflegungsstation die Sattelstange etwas einzufahren. Der Tipp kommt nicht an. "Ich bin ein großer Kerl." entrüstet er sich. O.K., ich sag nichts mehr, entferne mich schnellstens. Für das eigentliche Problem dieses Herrn habe ich keinen passenden Rat.

In der nächsten Gruppe entdecke ich eine Dame in einem dänischen Radsporttrikot. Sie spricht sehr gut Englisch, ist aber leider nicht sehr gesprächig, konzentriert sich lieber auf ihren Rhythmus.

Jaeier aus Spanien.Als nächstes fallen mir drei Herren auf, weil sie vom Stil her etwas anders gekleidet sind. Sie sprechen Auswärts. "Italiano?" möchte ich wissen. "No, Español." sagt mein Nebenmann. Leider sprechen zwei kein Deutsch und kaum Englisch. Sie rufen ihren dritten Mann hinzu. Mit Jaeier kann ich mich gut in angel-sächsisch verständigen. Die drei kommen aus Ssarajossa (garantiert von mir falsch geschrieben) - das liegt zwischen Barcelona und Mariz (auch falsch) - nur um dieses Rennen zu fahren. Sie sind begeistert von der Stadt, der Strecke, dem Publikum und der sich daraus ergebenden Atmosphäre.

Ich schildere ihm noch kurz was sie noch erwartet, worauf sie achten sollten und wo sie später die Bilder von sich finden können. Jaeier freut sich über unsere Begegnung mindestens so wie ich. Er notiert sich meine Adresse ins Handy. Er bedankt sich für die tolle Veranstaltung. Ich sage ihm, wie stolz es mich macht, solche Gäste in der Stadt haben zu dürfen.

Ab Pinneberg bis Holm weht uns ein frischer Nordwest-Wind direkt entgegen. Ich erinnere in Holm und Wedel früher viel mehr Zuschauer gesehen zu haben, aber die dort sind, sind gut drauf, feiern sich und uns. Rasseln werden geschwungen, Kuhglocken geläutet, Fahnen geschwungen und Hände abgeklatscht. Das ist es, was dem Velothon in Berlin fehlt, um den Vattenfall Cyclassics das Wasser reichen zu können.

Karin fährt das Rennen nicht als Rennen.Ich überhole eine Dame auf einen Damenrad mit Einkaufskorb. Für Karin Haida ist es kein Rennen, sondern eine Radtour auf einer abgesperrten Strecke. Von solch netten Begegnungen hätte ich gern ein paar mehr gehabt. Schade fand ich auch, dass ich Pipe mit seinem "Hamburger Lady" genannten extrem langen Cruiser-Bike nicht antraf. Vermutlich war er im Block B oder C gestartet.

In Wedel mache ich eine ausgiebige Pause an der Verpflegungsstation, nicht weil ich die bräuchte, sondern weil uns da all die lieben Menschen von der RG Wedel versorgen. RTL Aktuell ist vor Ort und lässt gerade Wilf in die Kamera sprechen. Auch Gerti, Dirk und Carola sind mir von deren RTF und anderen mehr oder minder wohlbekannt.

All zu lange mag ich mich nicht aufhalten. Mit den Spaniern hatte ich gebummelt und hier erneut viel Zeit gelassen. Bei den nun kommenden Anstiegen am Falkensteiner Ufer und die Kösterbergstraße hinauf werde ich erneut Zeit auf den Besenwagen verlieren. Ich möchte ihn am höchsten Punkt in Ruhe eine rauchend erwarten, um ihm dann bergab endgültig davon zu fahren.

Freundliche Helfer.Als ich abfahren will, passiert mir eine typische Situation. "Hallo Helmut." ruft einer, den ich auf die schnelle kaum einsortieren kann. "Kennen wir uns?" frage ich, worauf der mich fassungslos anschaut. Es ist Bernd. Er hatte es geschafft seinen Häschern bis hierher zu entkommen.

Ich passiere einen Herren von geschätzten 170 Kilo, dessen Rad unter seiner bei jeder Pedalumdrehung knarzt. Die gefährlichen Schienen hinter dem Schulauer Fährhaus werden von einer Bergungsgruppe des THW abgesichert. Meinem Bekannter Armin vom THW in Tonndorf steht an der Südschleife. Weil ich in nicht fotografieren kann, hatte ich ihm versprochen jeden mir begegnenden THW-Helfer zu fotografieren, fahre dafür auf freier Strecke extra wieder zurück.

Zurück fahre ich auch um eine große Gruppe auf Stühlen am Wegrand sitzende Senioren zu fotografieren und vorher zu noch mehr Einsatz anzufeuern. Die Nachbarn gucken traurig, als ich an denen vorbei ziehe, also kehre ich erneut um, um auch die abzulichten.

Manche mussten schieben.Die folgenden Anstiege bereiten mir keine Probleme. Mit dem Rennrad schalte ich hier immer zurück in den ersten Gang. Mit meiner 14-Gang-Nabenschaltung tut's der vierte. Für viele Leute ist es nachdem sie schon 40 Kilometer in den Beinen haben einfach zu steil, sie schieben.

Uns überholt ein Rettungswagen und ein Polizist auf seinem Motorrad. Ich schnacke etwas mit ihm. Er ist die Vorhut des bald kommenden Besenwagens. Oben angekommen rauche ich eine, fotografiere die Leute, darunter auch einen auf einem Bonanzarad und dann kommt auch schon die Schlusskolonnen.

Ich schwinge mich auf mein Rad und fahre mit teils über 40 km/h den Hang hinunter. Unten angekommen ist die Kolonne noch dichter zu mir aufgerückt. Ich sehe eine roten Kleinwagen mit einem am Holm der Fahrertür festgebundenen Besen, lasse mich zu ihm abfallen und fotografiere hinein.

Der Besenwagen.Die können ja nicht ahnen, dass ich kein entkräfteter Radler, sondern ein mit strammen Oberschenkeln gesegneter Freizeit-Journalist bin. Freundlich sagt mir die Dame auf dem Beifahrersitz, dass sie mich eben aus der Wertung nehmen musste. "Das ist mir wirklich egal." sage ich ihr. Die unter dem Namen Bernd Volbrich erscheinende Zeit würde eh nichts über meine Teilnahme aussagen.

Ich zieh das Tempo nun deutlich an, ziehe an ihr vorbei. "Nehmen Sie mich wieder in die Wertung, wenn ich sie überhole?" rufe ich ihr scherzhaft gemeint zu, aber so kam es nicht an. Zunächst mache ich schnell Boden gut, auch nach dem letzten Anstieg den Elbhang hinauf ist die Schlusskolonne wie geplant außer Sichtweite.

Später erfahre ich durch die Reportage von RTL über die Erlebnisse von Elke Voigt, der Frau im Besenwagen was sie sich alles von ausgeschiedenen Radlern anhören muss. "Nerven sie mich nicht. Wissen sie ich mich gequält habe für diesen Scheiß?" rief eine wütig, weil sie von der Strecke weichen sollte.

Das bin ich.Bis zum Ziel erwarte ich eigentlich keine besonderen Vorkommnisse mehr, freue mich um so mehr als ich den Mann mit seiner Tochter vor mir sehe und schiebt er sie. Der Mann hat's nicht nur in den Beinen, sondern auch in Kopf und Armen.

Die Cyclassics locken viele Fotografen an. Die, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen und die, die sich einfach nur an den vielen schönen Motiven erfreuen. Ich fotografiere einen der letzteren, der mich fotografiert. "Hallo Helmut." ruft er mir zu. Ich bin baff. "Kennen wir uns?" rufe ich zurück. "Ja, ich kenn Dich." Das hab ich gemerkt. "Ich Dich auch?" will ich wissen. "Helmut, man kennt dich einfach wenn man Rad fährt." schrieb mir Dieter Gruber später per Mail, schickt mir das Bild von mir, das er aus der Hüfte schoss. Einige Bilder schoss auch Harald Legner. Seine Bilderserien sind (waren) ebenfalls im Web zu bewundern.

Plötzlich schließt der Motorradpolizist schnell zu mir auf, lässt mich anhalten. "Ich muss Sie von der Strecke nehmen. Sie sollen pampig zu der Dame im Besenwagen gewesen sein." erzählt er mir. "Ich war was? Pampig? Das ist absurd!" Ich kann es kaum glauben. Und nun? Wir warten einige Zeit für eine Gegenüberstellung auf das Eintreffen der Dame.

Zwei der drei Reisebusse."Was habe ich böses getan?" möchte ich von ihr wissen. Sie und der Fahrer sind noch immer aufgebracht über meinen Auftritt. Ich vermute, die beiden können sich aus ihrer Erfahrung heraus gar nicht vorstellen, dass es mir wirklich egal war, dass ich - genauer gesagt Bernd - aus der Wertung flog. Die beiden rauschen davon. Dem Polizist ist das alles peinlich, aber nun muss er mich anweisen den ganzen Tross vorbei zu lassen.

Drei große Reisebusse, Transporter, Rettungswagen und Polizei ziehen vorbei, ich hinterher. Für mich ist das Rennen - das meint für mich die Veranstaltung, nicht den Kampf um Minuten oder gar Sekunden - damit nicht zu Ende. Am Holstenwall folgt die Kolonne der Ludwig-Erhard-Straße, ich biege ab auf die nun wieder "freie" Rennstrecke, habe sofort Anschluss an die letzten dem Besenwagen entkommenen.

Zieleinfahrt.Nach der Felderzusammenführung mit der Südschleife ab dem U-Bahnhof Rödingsmarkt wird es auf und an der Straße belebt. Viele schnelle Leute überholen mich. Am Straßenrand wird es immer voller und lauter. In der Mönckeberstraße stehen tausende jubelnde Zuschauer hinter den Absperrgittern. Sieglinde, die Frau von meinem Freund Matthias, Rad-Manne und Rad-Sanne rufen mir zu. Bis rauf zum Hauptbahnhof ist an der Absperrung kein Stehplatz mehr frei.

Ich gebe meinen Transponder ab, esse zwei Stück Obst und kippe etwas Flüssigkeit nach. Mein Ego ist noch immer verletzt. Die Wunde mit dem Startplatz klafft wieder auf, als ich eine große Gruppe von der Bild Hamburg sehe, alle mit VIP-Startnummer. So eine Nummer wollte ich nicht. Ich wollte nur, dass man meine Arbeit ebenfalls anerkennt und mich kostenlos starten lässt.

Eine der vielen Transponder-RückgabestellenHättest Du mich in dem Moment gefragt, ob ich bei den nächsten Cyclassics wieder dabei sein werde, hätte ich wohl geantwortet: "Im Leben nicht." Ich trotte zu Matthias und Sieglinde hoch zum Mönckebrunnen, wobei mein Ärger so langsam verraucht. Der Straftatbestand der Majestätsbeleidigung wurde unter Kaiser Wilhelm II. abgeschafft. Damit habe auch ich mich abzufinden.

Neben Peek & Cloppenburg hat die RV Trave einen Kuchenstand für ihre Mitglieder aufgebaut. Hier treffe ich nicht nur deren Vorsitzenden Thomas Pfau, sondern auch Matthias, Ralf und seinen Schwiegersohn Uwe, mit denen ich ein schönes Wochenende bei der Tour d'Energie verlebte. Sie haben ihre Familie dabei.

Als nächstes erspähe ich Wessel in seinem Dress des FC St. Pauli. Das ist zwar grau in grau und trotzdem sehr auffällig. FC steht hier für Fahrrad-Club. Als ich mit ihm quatsche, läuft Kurt Schmidt vorbei, der Mann, der bei der RTF ab Lohbrügge die Wertung für das Radsport-Abzeichen abgenommen hatte. Ich erkenne Kurt, Wessel erkennt Dieter "Eule" Ruthenberg, den ehemaligen Masseur des Team Telekom, bekannt aus dem Film Höllentour. Ergebnislisten hingen am ehemaligen HEW-Kundencenter aus und eine Samba-Gruppe sorgte für Stimmung.

Auf dem Rathausmarkt.Abschließend machen wir eine Runde entlang der Messestände auf dem Rathausmarkt. An seinem großen Stand treffe ich das Tonndorfer Urgestein Harry, von Harry's Rad-Station. Harry hat auf seinen Rädern eine 20 Leute große Gruppe von Weigth Watchers erfolgreich an den Cyclassics teilnehmen lassen. Stolz zeigt er mir die Stahlrösser.

Neben der Messe boten die Cyclassics noch weit mehr Rahmenprogramm. Am Sonnabend hatte ich mir kurz die unterhaltsamen Youngclassics der jugendlichen Rennfahrer und den Special Olympics der geistig und körperlich Behinderten angeschaut. Vor den Alsterarkaden hielten einige teils mit Rennradtechnik ausgestatte Tretbote mit Fahren, die an der zufällig an dem Tag stattfindenden Tretboot-Europameisterschaften teilnahmen.

Die Ergebnislisten.upsolut und Hamburg können stolz sein auf dieses tolle Radsportwochenende. Ach ja, einige Profis fuhren auch ein Rennen, sogar eines das live im Fernsehen übertragen wurde, was mich ebenfalls stolz macht. Wohl insbesondere in Folge der Doping-Skandale war bei denen das Zuschauerinteresse noch erheblich weiter zurückgegangen. Als ich Heim fuhr, waren kaum welche an der Strecke. Erst beim Zieleinlauf war es wieder rappelvoll.

Und? Was mache ich bei den Vattenfall Cyclassics 2009? Na klar, teilnehmen - dann aber  wieder auf der Langstrecke und hoffentlich weit vor dem Auto, mit dem man nicht spielen sollte.

Die folgenden Links führen Dich unter anderem zu meinen ca. 20 plus 175 großformatigen Bildern und weiteren Berichten von den Vattenfall Cyclassics. Wie das Rennen aus der Sicht von Elke Voigt (der Dame aus dem Besenwagen) verlief, zeigt eine tolle Reportage von RTL Aktuell.

Meine Link- und Buch-Tipps

Anzeigen

TRENGA DETRENGA DE

TRENGA DE - Jetzt ohne Umwege direkt vom Hersteller

Bike o 'bello - Radsport Bekleidung und -Zubehör