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Großglocker Hochalpenstraße. Hier geht's zur Großansicht...Rennrad-Transalp von Kufstein nach Venedig der BSG Haspa

Ein informativer Bericht von Björn Goth gefolgt von dem amüsanten Tagebuch von Detlev Behrens

Die Wetterbedingungen in der Vorwoche der Reise hätten nicht schlimmer sein können. Die Schneefallgrenze lag bei tausend Höhenmeter. In den Alpen hatte sich ein Tief eingenistet, welches zusätzlich Rumänien unter Wasser gesetzt hatte. Beim Blick in die Webcam der Großglockner Hochalpenstraße bekamen Arbeitskollegen und Bekannte einen Lachkrampf. Aber es kam alles anders.

Am 8. September 2007 begann für uns Rennradfahrer nach 2005 die zweite MTB/Transalp. Diese führte uns von Kufstein – genauer gesagt Niederaudorf – nach Venedig. Während der ersten über hundert Kilometer langen Tour nach Bruck war das schlechte Wetter unser ständiger Wegbegleiter. Nach permanenten Regenduschen kamen wir am Nachmittag durchnässt, verdreckt und genervt in Bruck an. Außerdem hatten wir noch zwei Stürze zu beklagen, die aber verhältnismäßig glimpflich ausgingen. Zum Glück blieben uns an diesem Tag schwierige Steigungen erspart. Mit dem ersten Tag hatten wir aber auch mit dem Regen abgeschlossen. An den restlichen Tagen schien nur noch die Sonne und je weiter wir nach Süden kamen, desto wärmer wurde es.

Die Mautstation. Hier geht's zur Großansicht...Am Montag hatten wir gleich die erste Königsetappe zu bewältigen. Es galt, die Großglockner Hochalpenstraße zu überqueren. Das Wetter hat es gut mit uns gemeint. Es war kühl aber sonnig. Die Steigungen zur Mautstation stellten schon besondere Anforderungen an uns, da es kilometerweise nur bergauf ging. Wir Norddeutsche sind halt nur ein welliges Profil mit kurzen Steigungen und Wind gewöhnt, aber nicht so etwas. Nach der Mautstation in 1.145 Meter Höhe setzte sich der steile Anstieg 13 Kilometer lang fort, bis wir das Fuscher Törl in 2.428 Meter Höhe erreichten. Die pausierenden Autofahrer schüttelten nur den Kopf, als sie uns sahen. „Wie kann man sich so etwas nur freiwillig antun ...", waren die Kommentare. Nun ja, wenn man gleich am zweiten Tag eine Königstetappe bestreitet, macht man selbstverständlich nicht den besten Eindruck.

Oben erwartete uns bereits der erste Schnee aber auch ein grandioser Ausblick. In der Sonne war es angenehm warm, aber wehe es zogen Wolken auf. Danach ging es nach einem kurzen Abstieg von 200 Höhenmetern weiter zum Hochtor auf 2.504 Meter Höhe. Dieses war auch der höchste Punkt der MTB/Transalp. Im Anschluss konnten wir uns endlich auf die Abfahrten stürzen. Ein wenig für Nervenkitzel sorgten die Wasserlachen von der Schneeschmelze. Hier war Vorsicht angesagt, bevor man sich mit nassen oder teilweise angetrockneten Reifen durch die nächste Kurve „presste". Nachdem wir noch zusätzlich den Iselsberg überquerten, endete die Etappe in Lienz.

Auronzohütte. Hier geht's zur Großansicht...Der Dienstag diente zur Erholung. Wir rollten ganz gemächlich auf einem Fahrradweg nach Niederdorf nahe Toblach. Spektakuläres gab es nicht zu berichten. Der Mittwoch sah zunächst laut Planung nach einem weiteren Ruhetag aus. Es standen „nur" 38 Kilometer und 800 Höhenmeter auf dem Plan. Wenn da bloß nicht der außerplanmäßige Abstecher zur Auronzohütte wäre. Da wir schon früh den Großteil der Strecke hinter uns ließen, wollten wir nur einen kurzen Teil der Strecke mit seinen permanenten Steigung von 16 % testen. „Mal sehen, wir weit wir kommen." und „Wir müssen ja nicht ganz rauf fahren", hieß es lediglich. Das Ergebnis war, dass ein Teil unserer Truppe doch die Spitze erreichte, obwohl wir in den nächsten Tagen anstrenge Touren vor uns hatten.

Wenn man schon so weit gekommen war, mochte man nicht umkehren. Besonders gemein ist es, wenn man sieht, wie weit oben die Autos entlang fahren und wir auch noch dahin radeln müssen. Andere schonten sich dafür lieber, was auch sinnvoll erschien. In 2.320 Metern Höhe erwartete uns dafür wieder ein toller Ausblick. Schnee gab es hier übrigens nicht. Die Abfahrt war kurz, stellte aber aufgrund des starken Gefälles deutliche Anforderungen an unsere Bremsen. Am Nachmittag erreichten wir Cortina und verließen damit endgültig und offiziell den deutschsprachigen Raum. Die Bestellung von Weizenbier und Radler war aber noch möglich.

Die nächste Tour führte uns nach Agordo. Das Besondere an der Tour war, dass wir die Pässe „Pass Giau", „Forcella Staulanza" und den „Passo Duran" zu bezwingen hatten. Beim ersten Pass kam es zu einem Motorradunfall, bei dem einige von uns selbstverständlich erste Hilfe leisteten. Nach einer kurzen Verweildauer genossen wir die Abfahrt, bevor es galt, den nächsten Pass in Angriff zu nehmen. Dieser war zwar lang gezogenen, aber von den Steigungen her relativ human. Der letzte Pass hingegen hatte es wirklich in sich und zeichnete sich durch relativ starke Steigungen aus. Alleine am Beginn mussten wir innerhalb der ersten geschlossen Ortschaft ca. 100 Höhenmeter bewältigen. Und die letzten 1,8 Kilometer vom letzten Ort zum Gipfel wurden subjektiv als extrem lang und endlos empfunden. Dafür schmeckte der Latte Macciato im Lokal sehr lecker.

Abfahrt Passo Duran. Hier geht's zur Großansicht...Michael, der Fahrer unseres Begleitfahrzeuges, warnte uns vor der Abfahrt vor Tieren auf der engen Straße. In der Tat stand dort eine Kuh. Und wo Kühe sind, ist auch Kuhscheiße. Die Tour am Freitag ähnelte vom Profil her der vom Vortag. Wir hatten wieder drei Pässe, und zwar den „Forcella Aurina", „Passo di Cereda" und den „Croce de Aune" zu bewältigen. Und wieder war es der letzte Pass, der von den Anforderungen am schwierigsten zu überqueren war. Dafür erwartete uns oben ein Denkmal von Tullio Campagnolo, dem auf diesem Anstieg die Idee für eines seiner Erfindungen kam, nur waren wir bis auf Torsten Brütt ausschließlich mit Shimano ausgerüstet.

Die letzte Tour führte uns schließlich nach Venedig. Die ersten 22 Kilometer waren noch recht anspruchsvoll, da wir den „Passo San Boldo" überqueren mussten. Das anspruchsvolle waren nicht die Steigungen sondern die Abfahrt, bei der mehrere schlecht beleuchtete Tunnel mit jeweils einer Kehre zu durchfahren waren. Trotz Beleuchtung kam es hier zu einem Sturz, der aber glimpflich ausging. Der Rest der Tour war bis auf einige Steigungen von abfallenden Profil und Rückenwind gekennzeichnet. Am Nachmittag endete die Tour schließlich in Mestre, einem Vorort von Venedig. Hier erreichten wir bei sonnigem Wetter mittlerweile auch die 30 Grad-Marke. Während Michael und Matthias sich mit dem Begleitfahrzeug auf dem Heimweg machten, besichtigte der Rest der Truppe Venedig. Am nächsten Tag hieß es auch für uns Abschied zu nehmen. Matthias Langendorf (Tr), Martin Busse (Tr), Frank Eisenblätter (Org), Thomas Walther (KrS), Torsten Brütt (IKC 403), Rene Rossberg (IKC 456) und Detlev Behrens (FKC 163) bildeten mit mir (NRS MS) dieses mal die Truppe. Unser besonderer Dank gilt auch diesmal wieder Michael Langendorf, dem Fahrer unseres Begleitfahrzeuges.

Einige Kehren des Stilfser Joch. Hier geht's zur Großansicht...Tagebuch von Detlev Behrens

Tag 1 Flug und Bahnfahrt

Nur mit Handgepäck beladen – Klamotten und Equipment waren lange auf dem Weg – komme ich mit meiner Familie am Flughafen an. Fast alle anderen sind schon da und stehen in der Gruppe zusammen. Geredet wird kaum, die Stimmung ist irgendwie merkwürdig gedrückt. Ich kenne niemanden aus der Truppe näher, weiß aber, dass einige schon mal so eine Alpentour gemacht hatten. Naja, sind halt alles eher ruhige Vertreter...

Auf dem Flug nach München sitze ich getrennt von den anderen und so habe ich erst nach dem Umstieg in die Bahn nach Oberaudorf Gelegenheit, erste Bekanntschaften zu schließen. Björn und Thorsten überbieten sich gegenseitig bei der Aufzählung und Beschreibung von Rennen und Radtouren mit Kilometerangaben, bei denen mir vom bloßen Zuhören der Hintern wehtut. Ich sitze neben Frank, der so beiläufig erwähnt, dass er Triathlet sei und auch schon einen Marathon mitgelaufen ist - genauso übrigens wie Thomas, Björn und Martin. Er merkt, dass ich beeindruckt bin und versichert mir, dass ein Marathonlauf härter sei als eine Alpenquerung – wirklich beruhigend. Der letzte im Bunde – Rene - ist ehemaliger Vertragsfahrer in einem Amateur-Radrennteam. Verzweifelt frage ich mich, ob heute noch ein Flug nach Hamburg zurückgeht und mit welcher gefaketen Verletzung ich am wenigsten Gesicht verlieren würde. Auf den zwei Kilometern Fußweg zur Pension, die von den anderen ohne erkennbare Mühe mit schnellem Schritt absolviert werden, versuche ich, nicht zu laut zu atmen. Ich will mich ja nicht schon vor der Tour als Gerademalsohalbsportler outen.

Anstieg zum Passo San Boldo. Hier geht's zur Großansicht...Tag 2 Erste Etappe von Niederaudorf nach Bruck am Fuß des Groß Glockner

Endlich geht es los. Nach langer Vorbereitung mit 1000-fachem Equipmentcheck, Reifenaufpumpen, Klamotten an- und wieder ausziehen, rollen wir endlich los. Nach nur zwei Kilometern überqueren wir die Grenze nach Österreich. Sehr schöne Landschaft, nette Leute, charmante Sprache. Eigentlich echtes Urlaubsfeeling, wäre da nicht dieses miese Wetter. Sprühregen und nasskalte Witterung machen das Radfahren nicht gerade zum Vergnügen. Schneereste und unangenehme Kälte scheinen den Horroreindruck der Webcams vom Groß Glockner zu bestätigen.

Die 100 km-Etappe zieht sich und wird durch häufige Unterbrechungen verlängert. Für eine davon bin ich verantwortlich, da ich versucht hatte, auf einer klitschnassen Holzbrücke zu bremsen... doofer Anfängerfehler, aber immerhin rolle ich mich zufällig recht elegant ab und tu somit weder mir noch meinem Fahrrad ernsthaft weh. Weniger Glück hat Thorsten, der zeitgleich auf der Brücke den gleichen Stunt versucht. Er landet unsanft auf der Schulter, was ihm einen Röntgennachmittag im örtlichen Krankenhaus einbringt. Zum Glück ist aber auch ihm nicht wirklich etwas passiert. Über Zell am See rollen wir schließlich in Bruck ein. Dort erwartet uns ein sympathischer, wenn auch mundartbedingt kaum zu verstehender Wirt, der nicht mit Stories über den Groß Glockner geizt. Seine Erzählungen gipfeln in der sehr coolen Aussage „Der Glockner hat schon so manchen abg´schmiss´n“ – spooky, aber irgendwie auch heldenmäßig. So bin ich voll eingestimmt auf die nächste Etappe und will den Berg unbedingt bezwingen...

Tunnel Hochtor. Hier geht's zur Großansicht...Tag 3 Groß Glockner

Himmel blau, aber kalt wie Sau. Na klasse, da kann ich ja endlich mein sündteueres Equipment spazieren fahren. Armlinge am Trikot, darüber eine gefütterte Jacke, Neoprenüberzüge über den Schuhen und geschlossene Handschuhe. Dazu noch eine Sturmhaube und zwei Halstücher. Ja Reinhold, wenn du das damals am 7000er gehabt hättest, wären jetzt noch alle Zehen dran....aber Moment mal... soweit es in meinem „Yetifell“ möglich ist drehe ich den Kopf und sehe Frank in kurzer Hose und kurzärmeligem Trikot... Der ist ja beknackt, denke ich, da oben ist 1 Grad und ne geschlossene Schneedecke. Naja gut, er ist Triathlet und Schmerzen gewohnt... vielleicht steht er ja sogar drauf und mag es, wenn das Gefühl langsam aus den Gliedmaßen entschwindet. Noch vor der Mautstation merke ich dann aber, dass er recht hat. Mit 6 km/h und gefühlten 80 Grad unter den Klamotten quäle ich mich die Steigung hoch zu unser ersten Zwischenstation. Dort fliegt dann auch fast alles in den wartenden Transporter. Sogar den Helm nehme ich ab. Mehr als 6 km/h schaffe ich eh nicht und dann könnte ich ja auch beim Spazierengehen einen Helm aufsetzen.

Wegen meines Piratenkopftuchs und meiner der nicht ganz ausdauersportlermäßigen Physiognomie witzelt Thomas, ich würde optisch eher zu denen da hinten passen und deutet auf eine Gruppe Motorradfahrer, die sich ebenfalls für den Aufstieg rüsten. Ganz ehrlich, zu diesem Zeitpunkt hätte ich auch wesentlich lieber zu denen gehört... Egal, auf die Zähne beißen und los, schließlich hatte ich am Vortag ja noch großmäulig angekündigt, ich würde entweder auf dem Rad oder liegend über den Berg kommen. Aufgeben war für mich keine Option. Gut, dass ich den Mund so voll genommen hatte, denn ich denke sonst hätte ich es nicht geschafft. AC/DC mit Hells Bells und Highway to Hell im Ohr, sterbe ich mich viel härter als erwartet Meter um Meter die 12 % Steigung hoch.

Hochtor Großglockner. Hier geht's zur Großansicht...Michael, der Fahrer des Begleitwagens, versucht anfangs noch mich mit Aussagen zu motivieren, die anderen wären noch gar nicht so weit weg. Später sagt er dann gar nichts mehr. Wahrscheinlich war das, was als kleine Lüge begann inzwischen so dreist geworden, dass er fürchtet sofort vom Blitz erschlagen zu werden, wenn er es noch einmal wiederholen würde. Ich rechne schon damit, Stunden nach den anderen anzukommen als plötzlich zwei Mitstreiter am Straßenrand sitzen und Pause machen. Matthias, den ich auf dem Hinflug nicht kennen gelernt hatte, weil er zusammen mit seinem Bruder den Transporter überführte und Thorsten. Kurze Zeit später muss Thorsten aufgeben und so kämpfe ich mit Matthias um den vorletzten Platz.

Er hat mich schon fast wieder abgehängt, als ich ihn plötzlich auf einer Holzbank sitzen sehe. Stolz wedelt er mit einer Schachtel Lucky Strike und meint „Hab ich gefunden, sind noch 4 Stück drin und ein Feuerzeug ist auch dabei. Das ist ein Zeichen.“ Grinsend steckt er sich eine an. Was für ein durchgeknallter Typ. Ich versuch verzweifelt meinen Puls in der dünnen Luft unter 170 zu halten und er pfeift sich erst mal ne Zigarette rein. Damit hat er natürlich die Coolnesswertung des Tages eindeutig für sich entschieden, aber am Gipfel komme ich knapp vor ihm an. Eine schöne Abfahrt und ein weiterer kleiner Pass runden das schmerzhafte Gesamterlebnis ab. Völlig fertig falle ich in Lienz - unser letzten österreichischen Station - ins Bett.

Blick von der Auronzohütte. Hier geht's zur Großansicht...Tag 4 auf nach „Bella Italia“

Leichte Etappe von Lienz nach Toblach. Kaum Steigungen und trotzdem fühle ich mich schwach und fast krank. Der Glockner hat mich eindeutig bis an die Grenze gebracht. Mittagspause in einem norditalienischen Kaff. Dort hat nur eine Art Imbissbude geöffnet. Der Wirt sieht nicht sehr gepflegt aus und das Essen ist eine kaum definierbare Pampe, die er schon an einige Arbeiter, die dort Pause machen ausgegeben hat. Als wir auch was davon wollen, meint er, das sei nur für die umliegenden Pensionen und schon alles reserviert. Einen Salat will er auch nicht machen, obwohl der auf der Speisekarte steht. Es würde zu lange dauern. Als wir endlich das Schnitzelbrötchen bestellen ist er zufrieden.

Relativ früh kommen wir in Toblach an und ich falle wieder ins Bett. Nach einem Nachmittagsschläfchen kraxel ich noch auf eine Almwiese, von der aus ich über das wunderschöne Tal schauen kann. Mit dem Urlaubsfeeling kehren auch die Lebensgeister zurück. Abends kommt dann zum ersten Mal so was wie richtige Stimmung auf. Wir sitzen in einem Gasthaus in Südtirol (man spricht dort noch deutsch). Sehr nette und pfiffige Bedienung, Bilder von Andreas Hofer an der Wand, gutes Essen und guter Wein bringen Gespräche und Stimmung in Gange.

Ankunft_Forcella_Staulanza. Hier geht's zur Großansicht...Tag 5 Kristallklares Wasser sorgt für Urlaubsstimmung

Es geht wieder besser. Die Tour führt durch ein schönes Tal an einem Bach entlang. Mittags gibt es einen optionalen Abstecher einen Berg hoch auf die Auronzohütte. 16% Steigung, 650 Höhenmeter auf 7,5 km verteilt – extrem! Und so verabreden wir uns, nur ein Stück hochzufahren und dann umzukehren. Natürlich halten sich die Cracks nicht daran und fahren ganz hoch. Ich kehre nach ca. der Hälfte um, weil am nächsten Tag noch eine Hammeretappe wartet, vor der ich noch mal richtig Respekt habe.

So habe ich ca. eine Stunde länger Pause am für mich schönsten Ort der Tour. Hinter einer Kurve an der Felswand entlang, taucht nämlich plötzlich ein atemberaubend schöner Bergsee auf. Misurina heißt das Örtchen dazu. Am Ufer des Sees steht ein imposantes Hotel mit schöner Fassade. Die Szenerie könnte gut aus einem alten Hollywood-Film stammen. Entspannt sitze ich am See, schreib ein paar SMS und gebe mich ansonsten dem Urlaubsgefühl hin. Ziemliche Massen von Bustouristen nehme ich kaum wahr. Abends rollen wir nach Cortina d´Ampezzo ein. Das ist ein schöner und mondäner Skiort. Allerdings wimmelt es dort von reichen Amis, die ziemlich aufdringlich laut reden und auch sonst eher nerven. Irgendwie sind wir am nächsten Tag froh, als wir wieder weg sind.

Der Gepäckwagen. Hier geht's zur Großansicht...Tag 6 Darf´s noch ein passo mehr sein?

Der Tag der Wahrheit. Drei Pässe, die in Summe mehr Höhenmeter ausmachen als der Groß Glockner. 17, 11 und 15 % Steigung gibt es als Zuckerl dazu. „Wenn du das heute hinter dir hast, ist die Tour geschafft. Der Rest ist ausrollen.“ redet Björn beruhigend auf mich ein. Kann ja sein, aber ne Scheissangst vor den 17 % habe ich trotzdem. Inzwischen sind wir ja in Italien. Deshalb heißen die Pässe jetzt Passo und haben blumige Beinamen – so was wie „Passo milli schmerzi“, „Passo de altura horribile“ oder „Passo ssteilvisseissi“. Das klingt zwar schöner, macht die Steigungen aber kaum weniger anstrengend. Es gibt eine Alternativroute, die kaum Steigungen enthalten. Eigentlich geht es mir ja nur darum die Alpen zu queren und nach dem bezwungenen Groß Glockner will ich das große Ziel eigentlich nicht mehr gefährden. So bin ich echt versucht, den leichten Weg zu gehen. Aber nach dem ersten Pass gibt es noch eine Abzweigung zur leichten Route und so beschließe ich, es erst mal zu versuchen.

Überraschend unproblematisch - wenn auch sich lang hinziehend - bringen wir den ersten Pass hinter uns. Motiviert nehmen wir gleich noch den zweiten und mit 11% Steigung leichtesten Pass in Angriff. Zu verlockend ist auf halbem Weg hoch eine Pizzeria, bei der man in schöner Landschaft draußen sitzen kann. So ziehen wir unsere Pause vor und hauen uns die Bäuche voll. Die letzten 200 Höhenmeter werden dann halt mit ein paar Bauchschmerzen absolviert. Der dritte Pass mit 15% stellt sich am Schluss als der schwerste heraus, aber inzwischen bin ich ja alpentauglich... Die letzte Abfahrt ist extrem cool. Eine Kuh steht mitten auf der Strasse und muss umkurvt werden. Ein Abfahrtstempo von bis zu 78 km/h gefolgt von engen Kurven machen das ganze nicht ganz ungefährlich, aber zu einem Riesenspaß. Abends sitzen wir in einem Restaurant draußen und die Stimmung ist lustig und gelöst. Dann rückt Thomas mit der Wahrheit raus und erzählt, er hätte für morgen was von 22 % Steigung gelesen. Das kann doch nicht wahr sein, denke ich, das gibt´s doch nicht. Die wollen dich verarschen. Doch dann lese ich es selbst. Zuhause erzähle ich das schon nicht mehr, weil ich denke, die glauben mir das eh nicht und meinen, ich will mich nur aufspielen.

Abfahrt Passo San Boldo. Hier geht's zur Großansicht...Tag 7 Elefantenrennen knapp gewonnen

Es geht zunächst einen sehr schönen Stausee entlang. Das ganze ist nur moderat anstrengend und plätschert so vor sich hin. Doch dann, urplötzlich und unvorbereitet wird es steil, extrem steil, so steil, dass es nicht reicht, wie bisher, aus dem Sattel zu gehen und die jeweils vordere Pedale durch pure Gewichtsverlagerung herunter zu drücken. Nein, diesmal muss man zusätzlich am Lenker ziehen um die Pedale nach unten zu „überreden“. Zum Glück geht das nur so ca. 100 Meter. Dann wird es wieder etwas erträglicher. Die letzte Steigung des Tages ist zwar nicht mehr so steil, zieht sich dafür aber irre hin. Zusammen mit „Lucky Strike“- Matthias bin ich wieder ganz hinten und komme mit ihm in´s Gespräch. Das ganze wird dadurch zwar nicht weniger anstrengend, aber super nett und lustig.

Als wir durch ein Bergdorf durch sind, überholen wir zwei Hausfrauen, die zu Fuß den Berg hochgehen. Ein gutes Stück weiter machen wir kurz Pause und als wir gerade los wollen, sehen wir die Hausfrauen dicht auf unseren Fersen. Belustigt treten wir in die Pedale, bis wir zum nächsten Halt am Materialwagen ankommen. Kurze Pause, Matthias, der durchgeknallte Bergraucher trinkt jetzt auch noch ein Bier mitten beim Aufstieg und noch weit unterhalb des Gipfels. Damit steigt er für mich endgültig in den Lässigkeits-Olymp auf. Aber was ist das? Da kommen doch schon wieder die beiden Hausfrauen. Noch einmal geben wir alles und haben Glück, dass das nächste Bergdorf wohl das Ziel der beiden zähen Bergziegen darstellt. Wer weiß, ob wir sie bis zum Gipfel hätten auf Distanz halten können. Schließlich sind wir oben und beschließen den Tag mit einer weiteren spektakulären Abfahrt. Jetzt und wirklich erst jetzt ist das Bergmassiv besiegt. Der morgige Tag wartet nur noch mit einer lächerlichen Steigung und dann mit einem flachen, zum Meer hin sanft abfallenden Tal.

Einpacken_in_Mestre. Hier geht's zur Großansicht...Tag 8 Geschafft in jeder Hinsicht

Den letzten Pass von 400 Höhenmetern fliege ich zusammen mit Matthias hoch. Heute bin ich etwas stärker und treibe ihn an. „Vorsicht, hinter dir ist ne Hausfrau beim Aufstieg“ mache ich mich lustig und ich glaube fast, er dreht sich kurz um. Kurz vor dem Gipfel werden wir dann doch noch abgefangen, aber immerhin sind wir diesmal nicht letzter. Der Abstieg ist eine eng verschlungene Serpentine, die sich teilweise in Tunnels durch das Bergmassiv gräbt. Im Stockdunkeln gibt es da 90 Grad Kurven. Fast wie in der Achterbahn. Was folgt, sind ein paar Weinberge und ein flach abfallendes schönes Tal, das sich bis Venedig zieht. Bei einer Pause fragt mich ein alter Mann, woher wir kämen und dann, ob wir den ganzen Weg aus Deutschland mit dem Fahrrad gekommen wären. Ich lache kurz auf bei dem absurden Gedanken, als mir einfällt, dass wir ja tatsächlich die Strecke mit dem Drahtesel zurückgelegt hatten. Plötzlich bin ich mächtig stolz auf das geleistete. Egal, auch wenn es vielleicht nicht die allergrößte Leistung ist und kritisch betrachtet auch eigentlich zu nichts gut ist, aber für mich ist es ein persönlicher Sieg gegen mich selbst.

Gegen vier kommen wir in Mestre bei Venedig an. Nach kurzer Dusche und Verladung der Räder und des Equipments geht es per Bus in die Lagunenstadt. Abends ist es dort nicht ganz so brechend voll und man kann in der warmen Abendsonne echtes Venedigfeeling genießen. Wer noch nicht dort war, dem kann ich es nur an´s Herz legen. Gerade Verliebte und Leute mit Sinn für Romantik dürfte dieser Ort kaum kalt lassen. Am schönsten ist es, sich bewusst in den Nebengassen zu verlaufen und das begehbare Gesamtkunstwerk so auf sich wirken zu lassen. Aber auch eine Fahrt mit dem Vaporetto, einer Art Linienbus zu Wasser hat ihren Reiz. Gerade, wenn man nach der Endstation nicht aussteigt, sondern sich quasi exklusiv als einziger Fahrgast wieder zum Startpunkt bringen lässt.

Blick von der Rialto-Brücke. Hier geht's zur Großansicht...Tag 9 Ciao Venezia

Sonntag, die Sonne scheint und Venedig ist zum bersten voll mit Touristen. Man steht sich gegenseitig auf den Füssen, also flugs eine der zahlreichen Nebeninseln mit dem Vaporetto angesteuert. Lido, dort finden auch die Filmfestspiele statt, ist viel aufgelockerter und entspannter als Venedig selbst. Außerdem verfügt es über einen kilometerlangen Sandstrand. Mit den gequälten Füssen im Wasser der Adria kommt richtiges Urlaubsfeeling auf. Schade, dass unser Flieger nach Hamburg den Tag am Meer viel zu früh beendet.

Es war insgesamt eine tolle Reise voller neuer Eindrücke, die manchmal härter als erwartet war und mich teilweise an meine Grenzen geführt hat. Gerade das war aber eine tolle Erfahrung. Ich habe ganz nette und interessante Kollegen kennen gelernt, die vorher nur weitere Namen auf der Mitarbeiterliste der Haspa waren, jetzt aber durch das gemeinsam erlebte freundschaftlich verbunden sind. Venedig war dann die Belohnung und der krönende Abschluss einer Tour, die mir noch lange im Gedächtnis haften bleiben wird.

Fotos und Statistik: Björn Goth

Statistik

Tag Datum Strecke Kilometer Höhenmeter
1. 09.09.2007 Niederaudorf – Bruck 103,4 895
2. 10.09.2007 Bruck – Lienz 87,2 2.275
3. 11.09.2007 Lienz – Toblach 55,8 585
4. 12.09.2007 Toblach – Cortina 54,0 1.445
5. 13.09.2007 Cortina – Agordo 71,5 2.210
6. 14.09.2007 Agordo – Limana 113,4 2.010
7. 15.09.2007 Limana – Mestre/Venedig 108,3 740
Gesamt 592,6 10.160

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