Rennrad-Transalp
der BSG Haspa
Es berichtet Björn Goth
600 Kilometer
Distanz, 9.300 Höhenmeter, mühsame Aufstiege, rasante Abfahrten und nur an einem halben Tag schlechtes Wetter. So lässt sich
kurz die Haspa-MTB/Transalp-Tour beschreiben, der uns Rennradfahrer und den Fahrer unseres Begleitfahrzeuges
von Pfronten nach Bergamo führte. Am Sonntag, den 4.
September 2005, war es endlich soweit. Die erste Etappe unserer
Alpen-Tour verlief eher beschaulich und führte uns durch das Lechtal nach
Warth. Lediglich die Motorradfahrer mit Ihren halsbrecherischen Fahrstil, die von den Einheimischen auch „Organspender“ genannt werden, wirkten recht störend. Die letzten Kilometer, auf denen wir ca. 400 Höhenmeter absolvieren zu hatten, ließen uns ein Gespür dafür bekommen, was uns in der kommenden Woche zu erwarten hatte.
Die zweite Etappe am Montag war schon wesentlich eindrucksvoller. Bereits in Lech,
dem ersten Ort, den wir durchquerten, konnten wir uns ein Bild von den Flutschäden machen, die im August durch die Unwetter entstanden. Weggespülte Straßen und Häuser, freigelegte Versorgungsleitungen und jede Menge weitere Schäden waren von hier an auf dieser Etappe unsere permanenten Wegbegleiter.
Am Flexenpass
in 1.773 Meter Höhe angekommen, erwartete uns eine Abfahrt besonderer Art. Diese führte uns durch eine
sogenannte Galerie, einem halbseitig offener Tunnel. Lediglich die Längsrillen und die vor uns fahrenden Autos begrenzten unser Tempo auf knapp über 50 km/h.
Dafür wurden wir am Arlberg entschädigt. Auf der Abfahrt nach St. Anton erzielten unsere schnellsten (und mutigsten) Fahrer aufgrund der verhältnismäßig übersichtlichen Kurven und des guten Asphaltbelages Spitzengeschwindigkeiten von über 80 km/h. In St. Anton angekommen begann das Pech von Peter, der an diesem Tag bei vier Pannen fünf (!) Schläuche ruinierte. Ein Glück, dass ihm das nicht auf der Abfahrt wenige Minuten zuvor passiert
war. In Tumpen (Ötztal) endete schließlich nach über 100 Kilometer diese Etappe.
Am Dienstag ging es erstmals richtig zur Sache. Es galt, das Timmelsjoch (2.509
Meter) zu überqueren. Von unserem Startort auf 1.000 Meter Höhe waren allerdings bis dahin noch 50 Kilometer zurückzulegen. Nachdem wir Sölden durchquerten, begannen auch die ersten richtigen Anstiege. Hier waren bereits zu Beginn permanent Steigungen von 15 % zu bewältigen. An der Mautstation auf ca. 2.200 Meter dachten wir, dass nur noch 300 Höhenmeter vor uns lagen. Weit gefehlt. Ein Abfahrt führte uns (leider) wieder 100 Meter herunter, bevor wir nach endlosen langen Anstiegen bei starkem Gegenwind und 9 Grad Celsius durchschwitzt unser Ziel erreichten.
Nach einer Pause rollten wir über die italienische Grenze teilweise durch abenteuerliche Tunnel nach Meran auf 325 Meter herunter, wo wir unser Ziel in Algund erreichten. Leider wurde Jakub hier von einem deutschen (!) Autofahrer angefahren und leicht verletzt. Er konnte glücklicherweise zwei Tage später die Tour fortsetzen.
Den Mittwoch kann man als Ruhetag bezeichnen, da wir hier lediglich 50 Kilometer und verhältnismäßig wenige Höhenmeter durch die Vinschgau zurücklegten, um nach Prad zu gelangen. Interessant war, das wir die ganze Strecke fast nur durch Apfelplantagen gefahren sind.
Die Wettervorhersage für Donnerstag sah zunächst nicht gut aus, so dass Zweifel aufkamen, ob das Stilfser Joch (2.757
Meter, Foto oben links) bei diesem Wetter überhaupt zu bezwingen war. Wir entschieden uns, es dennoch zu wagen und wurden für unseren Mut von Petrus belohnt.
Die ersten sechs Kilometer bis Gomagoi verliefen recht unspektakulär, da hier nur 300 Höhenmeter zurückzulegen waren und die Straße aufgrund einer Baustelle wie angekündigt zeitweise gesperrt war. Danach begann die eigentliche Herausforderung. Die folgenden 48 Spitzkehren waren durchnummeriert, so dass man sich gut orientieren und die Kräfte entsprechend einteilen konnte. Unterhalb der Baumgrenze waren Steigungen von 15 % eher die Regel als die Ausnahme. Auch das immer mehr aufklarende Wetter wirkte deutlich schweißtreibend.
Nachdem wir die Baumgrenze überschritten hatten, konnte man von der Franzenshöhe zum ersten Mal das Ziel aber auch die mehr als 20 restlichen Spitzkehren in der Bergflanke sehen. Von hier aus waren noch fast 600 Höhenmeter und ca. sechs Kilometer zu absolvieren. Geschafft nach zurückgelegten 1.840 Höhenmeter oben angekommen, erwartete uns ein typischer Touristenort mit einem Souvenirladen nach dem anderen. Hier galt es, sich schnell warme Sachen anzuziehen, da die Temperatur nur ca. 5 Grad Celsius betrug und Schneefelder nicht mehr weit entfernt waren.
Das Programm für diesen Tag war aber noch lange nicht zu Ende. Nach einer Pause fuhren wir über den Umbrailpass über die schweizerische Grenze runter nach Santa Maria (1375 Meter) bevor wir den Ofenpass (2149 Meter) in Angriff nahmen. Deutlich mitgenommen erreichten wir erst gegen 19:00 Uhr
Zernez. Insgesamt hatten wir an diesem Tag ca. 78 Kilometer und fast 2.800 Höhenmeter absolviert.
Der vorletzte Tag führte uns in die Nähe von St. Moritz weiter über den Berninapass nach
Tirano. Bei klarem Sonnenschein begann unsere Tour, unterbrochen von Peters Platten und dem schadhaften Seilzug von Henning.
Das Wetter bewölkte sich im weiteren Verlauf immer mehr. Oben auf dem Berninapass (2.328 Meter) angekommen, öffnete der Himmel seine Schleusen und es regnete ziemlich heftig. Unser Ziel war noch 25 Kilometer entfernt und es ging bergab auf 450 Meter. Auf nassen Straßen ist die Bremswirkung bei den Rennrädern fast null, so dass die Spitzkehren mit sehr viel Gefühl durchfahren werden mussten. Die Spitzengeschwindigkeiten von 60 km/h und die vor uns fahrenden Autos erforderten unsererseits sehr viel Gefühl im Umgang mit den Rädern.
Am Sonnabend schien wieder die Sonne und wir hatten „nur“ den Passo del Aprica mit einer Differenz von 800 Höhenmeter zu absolvieren. Vor dort ging es weiter nach Bergamo, wobei uns der starke Autoverkehr doch sehr zu schaffen machten. Erschöpft aber glücklich erreichten wir abends das Ziel, bevor die ersten sich auch gleich wieder auf die Heimreise machten. Der Rest flog am Sonntag nach Hause.
Matthias Langendorf (TR), Henning Koller (Rev), Susanne Karsten (Gast), Frank Eisenblätter
(ORG), Christoph Maiwald (AM), Thomas Walther (KrS/RA), Jakub Krumnikl (Gast) und Peter Vogel (Gast) bildeten mit
mir
(MS) unsere Gruppe, deren Zusammenhalt trotz der unterschiedlichen Leistungsstärken sehr
gut klappte. Die Devise, dass wir in der Ebene in der Gruppe gefahren sind und jeder bei den Steigungen und Abfahrten seinen individuellen Stil ausleben konnte, hat sich sehr bewährt.
Unser
besonderer Dank gilt unserem Begleitfahrzeugfahrer Michael Langendorf
(Gast) - ohne ihn hätten wir in einigen Situationen ziemlich alt
ausgesehen - und an Alexandra Link (AM), die die Tour ins Leben rief, aber leider doch nicht teilnehmen konnte.
Fotos: Christoph Maiwald (Gruppenankünfte),
Henning Koller (Begleitkuh) und Björn Goth (alle anderen)
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