Vom Maintal zum Taubertal-Radweg - Teil 1 der Vier-Täler-Radtour
von Würzburg nach Regensburg
Ein
alter Traum von mir war es, mal mit dem Rad durch das Altmühl zu
fahren. Als junger Mensch war es für mich der Inbegriff für ein enges,
urbelassenes, kleines Tal. Weiß der Henker, wo ich diese völlig falsche
Einschätzung her hatte. Es ist alles andere als das und doch schön.
Weil ich auch mit Gepäck allein recht flott unterwegs
bin, plante ich gleich eine Tour durch das Taubertal mit ein, Start in
Würzburg am Main und Ziel in Regensburg an der Donau. Ca. 400
Kilometer wollte ich in diesen dreieinhalb Tagen im Mai des Jahres 2002 fahren. Etwa 50 Kilometer mehr sind es dann geworden.
Weil ich keine Lust
hatte, mit der Bimmelbahn zu fahren, startete ich in Würzburg,
wo mich ein Nachtzug direkt hinbrachte. Nach einer kurzen Fahrt durch Franken zur
Tauber folgte ich dem Flusslauf, fuhr dann rüber zur Altmühl, stieß
dann auf die Donau, wo ich in Regensburg einen Platz im Zug zurück nach
Hamburg gebucht hatte.
Auf der Hinfahrt fühlte
ich mich von der Bahn auf den Arm genommen. Weil der Zug angeblich nicht in Hamburg hält,
musste ich erst gen Norden nach fahren um ihn zu erreichen. Er hielt dann doch
in Hamburg, allerdings nur für einen Personalwechsel. Wieso hätte der
Zug dann nicht offiziell in Hamburg halten und ich dort zusteigen können? Ich
habe versucht über bahn.de zu rekonstruieren, in welcher Stadt im Norden
ich wohl umsteigen musste. Dies ist mir nicht gelungen, weil die blöden Funktionen
mich überfordern bzw. wohl eher ich sie. Im
Zug lernte ich einen feuchtfröhlichen, siebzehnjährigen Fan des 1. FC
Nürnberg kennen. Der war auf dem Rückweg von einem Auswärtsspiel, hatte
außer seiner Vereinsfahne kein Gepäck dabei. In dem Alter bin ich auch
so unbeschwert gereist, nur mit einem Schlafsack unter dem Arm nach
Kopenhagen getrampt. Seit ich als Zwanzigjähriger meinen ersten
Fahrradurlaub machte, plane ich mein Gepäck sehr genau. Morgens
um sieben spuckte mich der Zug im noch schlafenden Würzburg aus. Weil ich
die halbe Nacht verquatscht und Rotwein getrunken hatte, startete ich
etwas müde in den ersten Tag. Prompt verfuhr ich mich, als ich eine
Abkürzung aus dem Maintal heraus suchte. Meine
ADFC-Radtourenkarte trug daran keine
Schuld. Die war sehr O.K., ich musste mich erst noch an sie gewöhnen. Man
liest sie halt anders als eine der üblichen Autokarten. In meiner Karte
war die vor mir verlaufenden Autobahn A3/E41 nur eine dünne Linie, die
dicken bezeichneten die Hauptradwege! Auf den ersten Blick steht die Welt
kopf - und den Umgang mit Höhenlinien musste ich als Nordlicht erst
erlernen. Nachdem
ich durch einen Wald geirrt und einen kleinen Umweg gefahren war erreichte
ich die Straße nach Kirchheim, fuhr über Wittighausen und Grünsfeld
nach Tauberbischofsheim, einer hübschen kleinen Stadt, in
der ich in einer Kneipe mein zweites Frühstück genoss. Die
ersten Kilometer entlang der Tauber enttäuschten mich. Die Wege sahen
nicht viel anders aus als bei mir zu Hause an der Wandse, lediglich die
vielen Häuser fehlten in der Szenerie, aber schon bald wurde die Gegend
immer hübscher, trug die Bezeichnung "Liebliches Taubertal" zu
Recht. Damals
fuhr ich noch nicht wie heute mit einem Diktiergerät in der Tasche,
dadurch erinnere ich viele Details leider
nicht mehr, insbesondere die Ortsangaben. Das galt auch für das Schloss
Mergenheim zwischen zwischen Bad-Mergentheim und Rothenburg. Dessen Name
erfuhr ich erst über zwei Jahre später, weil ein aufmerksamer Leser ihn
mir mailte. Hans-Joachim Thadewaldt
danke ich dafür. Später
sah ich auf dem Hang am anderen, nördlichen Ufer einen wunderschönen alten Ort,
dessen Namen ich erst später durch einen Aufruf auf dieser Seite erfuhr:
Es ist die Burg Neuhaus (Bild rechts unten). Sie war im Mittelalter Teil
des Besitzes des in Bad Mergentheim ansässigen Deutschen Ritterordens,
beherbergte Rüst- und Schatzkammern, bis sie im 18. Jahrhundert
aufgegeben wurde. Heute dient sie der Pferdezucht und gelegentlich
mittelalterlichen Ritterspielen. Mein Dank für diesen Hinweis geht an
Gerhard aus München.
Insbesondere
auf den letzten zwanzig Kilometern wirkte das Taubertal sehr romantisch.
Hätte mich mehr Zeit gehabt, wäre ich gern bis zur Quelle hinauf
gefahren, so aber verließ ich das Tal über einen steilen Anstieg nach
Rothenburg ob der Tauber. Das
Tal wurde immer enger, der Weg schlängelte ich nun am Hang entlang, dabei
waren manchmal stärkere Steigungen bzw. Gefälle zu überwinden. Wer hier
auf dem Rad kleine Kinder dabei hat, sollte auf solche Passagen gefasst
sein. Rothenburg
ob der Tauber ist eine malerische mittelalterliche Stadt. Ich hatte sie
schon zwei Mal besucht und könnte es aber immer wieder tun. Sie wirkt
absolut authentisch und alles andere als kitschig auf mich. Selbst in
vielen Läden sieht man ein der Stadt angemessenes Interieur. Parallel
zum Taubertal-Radweg verläuft die sogenannte "Romantische
Straße". Auf meiner Tour im Hochsommer Mitte der 80er-Jahre mit dem Rad von
Hamburg nach München traf ich hier viele ausländische Radtouristen, die
sich diese Route aus ihrem Reiseführer ausgesucht hatten (The romantic
Road). Das hätte ich auch tun und ihr folgend von Würzburg über Werbach
an der Tauber nach Tauberbischofsheim fahren sollen. Nach
einem Rundgang durch den historischen Stadtkern schwang ich mich wieder
auf 's Rad. Hinter Rothenburg wurde die Gegend dann gewöhnlich. Was soll 's
schon in wenigen Kilometer Entfernung wartete das Altmühltal auf mich,
aber zuvor musste ich mir ein einfaches Quartier für die Nacht und eine
warme Mahlzeit suchen. Das
ist im Deutschland nicht mehr so einfach wie in den 80er-Jahren.
Inzwischen sind viele Dorfgasthöfe kaputt gegangen. In Eutershausen fragte ich
mich dann zu einer kleinen Pension durch, in deren Nähe ich ein
Restaurant fand, in dem die Küche um
22:00 Uhr noch was warmes herrichtete. In
meine Karte zeichnete ich meine Route ein und vermerkte stolz, dass ich
immerhin 157 Kilometer an diesem Tag zurückgelegt hatte. Wer mehr Lust
zum Verweilen statt zum Radfahren hat, hätte sich für dieses Teilstück
mehrere Tage Zeit nehmen können, ohne dass es langweilig geworden wäre. Nach ein paar
Gläsern Rotwein kroch ich zufrieden in mein Bett, freute mich schon auf
den zweiten Tag.
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