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HEW-Cyclassics
2000 - Mein ganz persönliches Oldtimerrennen
Ein
launiger
Rückblick auf Höhen und Tiefen bei meiner erstmaligen Teilnahme am 114 km langen
Jedermann-Rennen
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2
Wochen davor – Haspa, Kantine DZN |
Die
55 km waren im letzten Jahr kein Problem für mich. Obwohl ziemlich
untrainiert, hab ich mich nun für die 114 km angemeldet. Viele
Kollegen aus meiner Abteilung werden ebenfalls teilnehmen. In den
Tagen davor nerven wir die anderen damit, dass wir am Mittagstisch
scheinbar nur noch dieses eine Thema haben. |
1
Stunde davor – Innenhof Haspa-DZN |
Mit
meinem alten verrosteten Rennrad falle ich selbst im Kreis der
Jedermänner und -Frauen auf. Das Rad hatte ich mir 1975 zum damals
meinen Freunden ungeheuerlich erscheinenden Preis von 800 Mark
gekauft. Die 55 km hatte es gut überstanden. Warum also nicht auch
die 114? |
15
Minuten davor - Steinstraße |
Stehe
mit meinen Kollegen am Start. Wir sind alle Novizen auf dieser
Strecke und verabreden uns, zusammen zu bleiben. Wie schnell denn?
30? O.K.! |
km
2 – Berlinertordamm |
Es
ist nicht zu glauben, alle sind wie entfesselt. Ich fahre nun schon
mit 35, aber alle Kollegen sind mir weggefahren. |
km 23 – Warwisch |
Lerne
einen netten 60-jährigen Spanier kennen. Hab Spaß daran, einigen
Damen Windschatten zu bieten. |
km
31 – Bergedorf |
Noch
immer liegt mein Schnitt weit über 30. |
km
42,5 – Schleusenbrücke |
Ganz
euphorisch rufe ich während der Fahrt mein Mädel an. Wenn sie mich
ins Ziel fahren sehen möchte, muss sie eher in die Stadt fahren. |
km
46 - Schwinder Straße |
Endlich
sehe ich die Frau von Holger Studtmann am Straßenrand stehen. Ich
hatte sie irrtümlich zwei Kilometer vorher erwartet. Toll, bei ihr
kann ich meine leeren Flaschen gegen volle tauschen, ohne anstehen
zu müssen. |
km 50 – Hoopte |
Meine
Oberschenkel verkrampfen abwechselnd. Nehme die Füße aus den
Pedalhaken, um die Beine auszuschütteln. |
km
52 - Winsener Straße |
Mein
Rad nervt. Kette und Ritzelpack passen nicht zusammen. Immer wieder
passiert etwas, was es eigentlich gar nicht geben kann. Beim
Gangwechsel hinten gerät die Schaltung kurze Zeit in den
"Leerlauf". Das heißt, ich trete dann unvermittelt ins
leere. Meinen ohnehin geschundenen Muskeln bekommt das nicht. |
km
55 - Winsener Staße |
Nun
sind beide Oberschenkel gleichzeitig verkrampft. Stehe mit einem
Bein im Pedal, kann das andere nach dem Ausschütteln nicht
anziehen, um wieder ins zweite Pedal zu gelangen. So rolle ich
etliche Meter immer langsamer voran. bloßnicht absteigen, denke
ich, dann kommst Du nicht wieder auf 's Rad. |
km
64 - Elbdeich |
Da,
den ersten Haspanesen hab ich wieder. Ursache ist allerdings nur,
dass der 'ne Panne hat. Olaf Tams steht mit einem Plattem am Straßenrand.
Werfe ich ihm Werkzeug, Reserveschlauch und
Luftpumpe zu. Die anderen sehe ich erst hinter dem Ziel wieder. |
km
77 - Harburg |
Immer
wieder stehen Kinder mit ausgestrecktem Arm am Straßenrand, wollen,
dass man ihre Hand abklascht. Na klar, macht doch Spaß. Andere
rufen laut "Fasche", weil sie die leere Flaschen
zugeworfen bekommen möchten. |
km
79 – Heimfeld |
Wider
Erwarten komme ich gut über die Harburger Berge. |
km
84 - Kuppe |
Grilldüfte
steigen mir in die Nase. Für einen Moment vernebelt sie mir die
Sinne. Ich hätte gern ein Kotelett. |
km
97 - Anstieg zur Köhlbrandbrücke |
Jede
Pedalumdrehung ist eine Qual. Fürchte ich doch, erneut Krämpfe in
den Oberschenkeln zu bekommen. |
km
101 - Veddeler Damm |
Mein
Nebenmann bittet um einen Schluck aus meiner Flasche. Der hatte
seine leere den Kindern zuwerfen wollen, dabei aber zur vollen
gegriffen. Mit geringem Einsatz mach ich ihm eine große Freude. |
km
107 – Freihafen |
Bin
mir sicher, dass ich den Rest schaffen werde. Meine Beine verrichten
nun brav ihren Dienst. |
km
111 – Rödingsmarkt |
So
was blödes! Wofür hat man sich abgerackert, wenn man dann in einen
Zielstau gerät und 10 Minuten Stop and Go zu Fuß ins Ziel
benötigt. |
km
113
– Mönckebergstraße |
Mit
einem Schnitt von 31,1 km/h fahre ich nach 3 Stunden und 47 Minuten
über die Ziellinie. Bin doch etwas angesäuert. Ohne Zielstau wäre mein
Schnitt erheblich besser gewesen. |
1
Tag danach – Zu Hause |
Mit
meiner Leistung bin ich zufrieden, aber das Rad, das werde ich
ausmustern. |